Wir hatten jetzt ein paar Monate Zeit, uns über die Querdenker aufzuregen. Leute, die den Bezug zur Realität erkennbar verloren haben.
Können wir uns dann jetzt mal wieder über die aufregen, die auch den Bezug zur Realität verloren haben, aber leider auch noch an der Macht sind?
Ich kotze nämlich gerade.
Frau Merkel wird momentan zu viel über Glühweinstände gesprochen. So ein Zufall aber: mir auch. Und zwar von ihren unfähigen Kollegen.
Es wird mir nämlich viel zu viel über Feiernde gesprochen und darüber, wie dramatische Maßnahmen wir jetzt gegen die Unvernunft der Bevölkerung ergreifen müssen.
Es wird mir aber viel zu wenig über das Versagen der Politik gesprochen und vor allen darüber, wie man da mal ganz schnell was ändernkönnte.
Es wird mir viel zu wenig über die Schulen gesprochen, in denen scheinbar per Definition nichts passieren kann.
Vermutlich, weil es den viren nicht zumutbar ist, jemandem bei offenen Fenster zu infizieren.
Politiker: ihr habt Monate Zeit gehabt, euch mit dem Thema zu beschäftigen und raus kam „Mal ein bisschen lüften“ und das gnadenlose Zurückpfeifen von Rektoren, die sich erdreisten, selbstständig Entscheidungen für Wechselunterricht zu treffen.
Also Leute, die mal die Eier beweisen, die man sich von manchen Kultusminister erhofft.
Es wird mir viel zu wenig darüber gesprochen, wie man resistente Arbeitgeber und Arbeitnehmer endlich in die Pflicht nimmt.
Es wird die ganze Unterhaltungsbranche platt gemacht, in der sich ganz viele kleine Unternehmen viel Arbeit gemacht haben mit Hygienekonzepten.
Es ist mir kein einziger Fall bekannt, bei der sich ein Zuschauer im Kabarett angesteckt hätte.
Dafür schafft es schon wieder ein Betrieb von Tönnies auf eine Traumquote. 172 Infizierte bei 2200 Mitarbeitern. Zum Vergleich: 172 Infizierte in 7 Tagen reichen hier, wo ich wohne, aus, um den ganzen Landkreis über die 50er-Inzidenz-Marke zu schleudern.
Da kann man aber nichts machen, das Fleisch von Tönnies ist nun mal mehr wert als Kultur.
Wenn in Bautzen der Pressesprecher einer Baufirma facebookt: „Wer in meinem Office Maske trägt, fliegt raus“ oder noch immer Geschäfte mit „hier auch ohne Maske“ werben können, dann sind das zwar nur die Spitzen der Idiotie – aber es gibt genug Läden, in denen das Problem nicht ernst genommen wird.
Es wird mir viel zu wenig darüber gesprochen, dass die Gesundheitsämter hoffnungslos überfordert sind, und das mit Ansage. Die Vorbereitung auf die zweite Welle war dermaßen dilletantisch, dass man sich fragen muss: was wurde denn da erwartet? Das doch nix kommt?
Oder wenn sich Corona-Gegner versammeln zu einer großen Party, die sie dann Demonstration nennen, dann wird auch nicht unbedingt durchgegriffen… Durchgreifen kann man ja stattdessen gegen Aktivisten in diversen abzuholzenden Wäldern, die sind bestimmt links.
Zur Gefährlichkeit der Familien: wenn 10 Leute in der Familie sich zur Familienfeier treffen und sich anstecken, betrifft das erstmal 10 Leute. Dann war es das auch erstmal für die Familie.
Wenn 10 Leute in einer Firma sich anstecken, dahinter aber jeweils Familien mit 2 kindern stecken, dann sind das 40 Leute.
Davon haben sich aber 30 Leute in der Familie angesteckt, das Problem sind also die Familien…
Und sorry, was da unter den Ministerpräsidenten abläuft, ist doch was von AfDig.
Regieren mit Angst und Drohszenarien statt mal mit einem geordneten, länderübergreifenden Vorgehen basierend auf Gehirn und Fakten.
So, erstmal genug aufgeregt.