Ich habe mir nochmal Gedanken über die neuen Abstand-zu-Rad-Regeln (die ja gar nicht so neu sind) gemacht.
Im Endeffekt kommen wir zu einem menschlichen Grundproblem: dem Nicht-Reinversetzen-Können in andere Leute.
Da kann ich auch gleich ein passendes Beispiel bringen: erst, seitdem ich mal mit einem Rennradfahrer zusammengefahren bin, kann ich nachvollziehen, warum bei manchen Radwegen Rennräder auf der Straße bleiben – IMHO berechtigterweise.
Ich habe ein Tourenrad mit „unkaputtbaren“ Reifen. Für mich ist es kein Problem, wenn mal ein Baum dem Fahrradweg mittels Wurzel zeigt, was er ihn kann. Oder wenn der Weg Schlaglochpiste ist. Mit einem Rennrad wäre mir das vermutlich auch zu gefährlich.
Eigentlich müsste mal jeder Autofahrer einen Tag lang Rennrad fahren und jeder Rennradfahrer mal einen Tag Auto – das dann einmal im Jahr.
Da aber auch Wechselmobile sich im Straßenverkehr aufregen, scheint das eher eine nicht-funktionierende Idee zu sein.
Ist übrigens jemand aufgefallen, dass die Straßenverkehrsordnung zu Anfang total links-grün-versifft ist? So eititeiti und überhaupt nicht realistisch?
„(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
(2) Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.“
Irgendwie wäre das schön, wenn wir das anstelle der Nationalhymne in der Schule lernen würden. Wobei die glaube ich auch nicht mehr dran kommt…
Der Paragraph 1 bedeutet, dass wir immer auf andere Rücksicht nehmen sollen. Egal, ob wir Autofahrer, Radfahrer, Fussgänger, Rollerfahrer, Rollstuhlfahrer, Skateboardfahrer, Hundeführer oder Mitfahrer in einem Kinderwagen sind.
Und zwar Rücksicht auf Autofahrer, Radfahrer, Fussgänger, Rollerfahrer, Rollstuhlfahrer, Skateboardfahrer, Hundeführer oder Mitfahrer in einem Kinderwagen.
Die Gruppe ist natürlich noch längst nicht komplett.
Und Paragraph 1 (und die ganze StVO) spricht übrigens ganz explizit nicht von „schwächeren Verkehrsteilnehmern“. Eigentlich geht es (wie in vielen anderen Lebensbereichen) um ein Miteinander, nicht ein Gegeneinander.
Vergißt man nur leicht.