rgendwie sind momentan viele Hardliner unterwegs. Der Lockdown muss kommen! Es muss sanktioniert werden! Söder ist ein Macher, weil er nicht auf die anderen gewartet hat!
Dazu mal wieder ein paar Gedanken:
1. Deutschland ist sehr groß. Die Grenzen von Staaten sind willkürlich. Unter Umständen kann man in unterschiedlichen Gegenden Deutschland unterschiedlich vorgehen, den es geht ja um Risikobasiertes Vorgehen. Wenn das Risiko nicht gleichgroß ist, dann kann die Reduzierung des Risikos über unterschiedliche (vor allem unterschiedlich starke) Maßnahmen geschehen.
Vergleich: in China wurden auch nicht alle Einwohner in Quarantäne geschickt…
2. Es gab mal ein Kinderspiel (irgendwas mit Öko glaube ich), bei dem man Zahnräder drehen musste. Änderungen an Zahnrädern links konnten dann ganz interessante Auswirkungen rechts haben. So ungefähr funktioniert auch Leben. Man muss bei der Corona-Bewältigung verschiedene Stoßrichtungen (Gesundheit, Wirtschaft, Sozialleben) unter einen Hut bringen.
Beispiel: man könnte jetzt sämtliche Menschen voneinander separieren (mindestens 2m Abstand). Dann hat man den Virus nach 2-3 Wochen weg, dafür aber trotzdem jede Menge Verhungerte.
Genauso wäre ein Lockdown, der sich über Monate zieht: dann gewinnen wir vielleicht gegen den Virus, sterben aber nachher vielleicht an der Wirtschaftskrise.
3. Zusätzlich machen sich die Auswirkungen von Maßnahmen erst Wochen später bemerkbar. Das ist für Politik sogar sehr schnelllebig: Maßnahmen wirken da normalerweise häufig erst Jahre später.
4. Der Erfolg der Maßnahmen ist auch schwer zu messen. Sind nur 10000 Tote ein Erfolg? 1000? 100000? Gelten Leute, die wegen dem Lockdown und Arbeitsplatzverlust sich dem Alkohol hingeben oder umbringen mit zu den Opfern? Wie ist der Umrechnungskurs Anzahl Arbeitsloser zu Anzahl Geretteter?
Da wird es dann auch verschiedene Deutungen geben…
5. Die Fakten (Todesrate, Ansteckungsrate, etc.) sind schwammig.
Was hätte ich denn gerne?
0. Behaltet mal die Gedanken von oben im Hinterkopf und lasst sie wirken.
1. Lasst bitte andere Meinungen zu. Es gibt keine Argumentationslinie, die nur für den Lockdown sprechen würde (vor allem, wenn man Nebeneffekte sieht). Selbst Fachleute wie die Virologen und Epidemologen arbeiten mit ungenauen Daten und können nicht garantieren, dass ihre Entscheidungen richtig sind.
2. Aber: versucht sachlich zu argumentieren und zu akzeptieren, dass die genannten Fachleute eine viel größere Chance haben, die richtigen Entscheidungen zu triggern.
3. Haltet euch bitte an die Vorschriften. Auch wenn ihr anderer Meinung seid. Je mehr wir uns dran halten, desto genauer kann man sehen, ob die Maßnahmen was bringen (auch wenn die Messung wie gesagt schwammig und schwierig ist). Es sind nur 2 Wochen.
4. Bleibt menschlich. Wenn es doch mal drei Leute sind, die miteinander reden, dann lasst sie bitte. Akzeptiert auch, wenn im Wald mal jemand nur 1,30m Abstand hält.
Zu 4: Ich hatte ehrlich gesagt nach einigen Berichten vorhin etwas Schiss, in den Wald zu gehen. Und zwar nicht wegen der Ansteckungsgefahr, sondern wegen der Leute, die auch durch den Wald liefen.
Nachdem ich so einige Kommentare gelesen habe, wo Leute sich aufgeregt haben über andere Leute, die keine 1,50m Abstand gehalten hätten, erwartete ich schon den Gewohnheitsaufreger mit einem Zollstock.
Hatte aber Glück: sehr viele freundliche Leute, die gegrüsst haben. Danke dafür.