Fragen – Februar und März 2018

Schon wieder sind zwei Monate ins Land gegangen – und eine Menge Fragen müssen gestellt werden.

Der katalanische Separatistenführer Puigdemont wurde in Deutschland verhaftet. Da stellt man sich doch gleich die entscheidenden Fragen: Warum gerade hier? Wollte er hier verhaftet werden? Ist er jetzt ein Held oder ein Bandit? Und vor allem: wer denkt sich solche Namen aus? Mal ganz ehrlich: ein Separatistenführer, der ausgesprochen Putschdämon heißt… wer glaubt das denn?

Nächste Frage: Kann man von Hartz 4 leben? Ja, sagt Jens Spahn. Auf jeden Fall! Er lebt ja selbst von einer Art Hartz 4, seitdem er 22 war. Nur halt mit höherem Satz. Wir wollen aber nicht lästern: er kennt die raue Welt außerhalb der Politik schon. Immerhin hat er ein Jahr bei einer Immobilienbank gearbeitet. Also bei wirklich Armen.

Da würde ich ja gerne zum bedingungslosen Grundeinkommen übergehen. Warum sollte man das bedingungslose Grundeinkommen eigentlich nicht einführen?

Das führt schon wieder zu wichtigen Fragen:

Was machen denn die ganzen aus dem Arbeitsamt, die für die Drangsalierung von Hartz 4-Empfängern eingesetzt werden? Und die ganzen Firmen, die unsinnige Fortbildungen veranstalten, weil die Hartz 4-ler da hinmüssen? Okay, die können bedingungsloses Grundeinkommen bekommen.

Wer macht denn dann die Jobs, die keiner machen möchte, vor allem ich nicht? Wer arbeitet dann noch für unter 10 Euro im Altenheim? Und wem soll man das nötige Geld für die Lohnerhöhungen wegnehmen? Doch nicht von denen, die das ganze managen und ein 40faches verdienen?

Und überhaupt: das kann doch nicht funktionieren! Wir sollten lieber bei dem System bleiben, das wir haben – auch wenn das genauso wenig funktioniert.

Aber was anderes: da ging doch eine Kundin der Sparkasse gegen diese vor, weil sie als Kunde und nicht als Kundin in den ganzen Geschäftsunterlagen angesprochen wurde. Sie unterlag vor Gericht – erstmal -, weil der Gesetzgeber das auch nicht anders macht. Der spricht normal nicht von Kunden, aber immer in der männlichen Form. Diese ist – glaubt man Deutschlehrern in Jack-Wolfskin-Jacke – tatsächlich ja die neutrale Form, das sogenannte generische Maskulinum. Und glaube man anderen, so ist doch diese ganze Gender-Debatte Kacke. Die Kacke, nicht der.

Generell kann ich das mal zusammenfassen mit: ach ja.

Und ergänzen mit „Gibt es nicht doch wichtigeres?“ Aber: die ganzen Beiträge und ihre Schreiber, die das Urteil mit Gender-Bashing, mit „Es war schon immer so“ und mit Beschimpfungen garnieren, zeigen doch, dass die Kundin eigentlich Recht hat.

Der Normalfall in Deutschland ist männlich. Und auch wenn das schon immer so war und wenn das für viele Männer und Frauen Gewohnheit ist – im Deutschen ist männlich die Normalform und weiblich meist nur vom männlichen abgeleitet. Und die Sprache beeinflusst dummerweise das Denken. Und da sind viele von den Männern, denen es wichtig ist, dass die Sprache nicht geändert wird, noch immer hinter dem Mond.

Das einzige Problem: sämtliche bisher gefundenen Alternativen wie
Professorix
StudienabbrecherInnen mit großem I
Anlagenmechaniker und Anlagenmechanikerinnen für Sanitäts-, Heizung- und Klima-Technik – im Volksmund noch männlicher „Gas-, Wasser-, Scheiße-Mann“ genannt
sind dermaßen unaussprechbar, dass es einfach nix wird. Sie sind total künstlich und verschleppen Sprache. Sprache ist aber das gesprochene genauso wie das geschriebene Wort. Selbst in Bayern.

Bleiben wir bei den Deutschlehrern. In Nordrhein-Westfalen gibt es zu wenig Geld, um Lehrer mit Computern auszustatten. Viele benutzen ihre privaten Rechner. Jetzt müssen sie versichern, dass die erforderlichen rechtlichen und technischen Bedingungen eingehalten werden. Ich stelle jetzt nicht die Frage, ob man erstmal froh sein sollte, dass die den Einschaltknopf finden. Sondern die Frage: was kommt als nächstes? Hausmeister von staatlichen Einrichtungen müssen selbst einen Laubbläser mitbringen und natürlich rechtzeitig damit zum TÜV gehen, auf eigene Kosten? Verkehrspolizisten bringen ihre eigenen Ampeln mit? Politiker im Landtag müssen selbst für ihre Krankenversicherung bezahlen? Jetzt wird es aber absurd.

In Amerika geht jetzt die National Rifle Association gegen verschärfte Waffengesetze vor. Weil man den Amerikanern einfach nicht verbieten kann, statt mit der Panzerhaubitze oder der Schnellfeuerwaffe mit primitiveren Gewehren Selbstmordläufe zu machen.

Donald Trump hat Wahlen verloren. Die deutsche Presse jubelt. Gut, eigentlich hat nicht Donald Trump verloren, sondern mal wieder ein anderer Republikaner. In Pennsylvania.

Erstaunlich: so was ist Obama auch passiert. Der hatte sogar immer eine republikanische Mehrheit gegen sich. Dann hat auch noch der Demokrat eine rechtere Einstellung als hierzulande die AfD. Wo ist also unser Gewinn? Was ist die Erkenntnis? Man kann gegen Donald Trump und die Republikaner gewinnen, wenn man einen Standpunkt hat, der dem republikanischen sehr nahekommt, aber als Demokrat – da kriegt man beide Wählerschichten?

Apropos Donald Trump und ähnliche Gestalten? Warum gibt es wöchentlich einen Bericht über den RTL-Bachelor bei uns in der Zeitung, nur weil eine Einwohnerin meiner Heimatstadt es für sinnvoll hielt, da mitzumachen? Haben die nichts Besseres zu bieten? Und warum landet Bacholor in BILD auf Seite 1, weil eine der Kandidatinnen ihm eine knallte? Ging es nicht darum, dass er mindestens eine knallt?

Und als letztes noch die SPD. Mit der bin ich sogar sehr zufrieden. Sie beschränkte sich bei den Verhandlungen mit der CDU auf das, was sie wirklich kann. SPD konzentriert sich auf Pöstchen statt Inhalte. Das ist gut so. Das erhält Arbeitsplätze. Und bei den Inhalten ist es eh egal, was die CDU dann einfach lange genug blockiert, damit es aus der Legislaturperiode fällt.

Ich bin nur auf der Suche nach dem D aus SPD. Nehmen wir den Parteivorsitz: Gabriel ernennt Schulz, Schulz ernennt Nahles – wollen wir irgendwann mal wieder demokratisch werden und nicht die nehmen, die sich irgendwie hochgeschlafen haben? Keine Panik – das ist keine sexuelle Anspielung, die schlafen noch richtig. Aber die SPD ruderte ja zurück. Das ist sie gewohnt. Wäre die SPD der Deutschland-Achter, so hätte sie sich schon weit von der Startlinie entfernt. Nur in die falsche Richtung. Jetzt wird die Nahles doch noch gewählt. Das steht schon so fest, dass es sich nicht lohnt, die anderen Kandidaten und Kandidatinnen auch auf der SPD-Seite vorzustellen.

Nur der zu wählende Kandidat kriegt die Presse. An welcher Wahl orientieren sich die SPDler eigentlich? Putin? Erdogan? DDR?

Egal. 167 Seiten Koalitionsvertrag: Na liebe SPD, bei was bescheißt euch die CDU dieses Mal?

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