Zwischen den Jahren – Teil 1: 2016

Wir befinden uns auf der Kippe zwischen 2016 und 2017. Zeit, um zurück zu blicken. Ich möchte jetzt nicht wieder auf Syrienkrise, Griechenlandkrise und was auch immer an Krisen momentan laufen zu sprechen kommen. Ich möchte den Text denjenigen widmen, die uns nicht ins Jahr 2017 begleiten können. Die, die wir vorher zurücklassen mussten. David Bowie, Leonard Cohen, Frauke Petry. Bevor sich jemand wundert: letztere ist ja schon irgendwann zwischen 1933 und 1945 steckengeblieben.

2016 war das Jahr der Toten. In den Medien gab es nur drei Arten von Beteiligten: erstens Tote, zweitens Gehirntote, die diesen Umstand seit Jahren leugnen, und drittens die anderen.

Den Anfang machte eine Musiklegende. 69 Jahre wurde er nur alt. Er gilt zurecht als einer der größten. Seine ersten Hits landete er schon in den 70er Jahren, in denen er sich zu Anfang an moderner Beatmusik orientierte. Wir können wirklich stolz darauf sein, dass West-Berlin ein wichtiger Punkt in seiner Karriere war. Sein großer Pluspunkt war seine Wandlungsfähigkeit und die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu definieren. Leider auch mit Schlagermusik. Und er war auch abseits der Musik sehr erfolgreich, hatte mit 4 Frauen insgesamt 8 Kinder. Achim Menzel starb am 4. Januar. Deswegen ging auch ein bisschen der Tod von David Bowie unter. Das der nicht an Drogen starb, ist doch eher peinlich.

Für Musiker war es eh ein schlechtes Jahr – wobei nach dem Tod von David Bowie die Qualität nicht gehalten werden konnte: Rick Parfitt von Status Quo. Glenn Frey von den Eagles. Prince. Peter Behrends von Trio. George Michael von Wham. Wobei da die ganzen Radiostationen sich mit dem Tribut stark zurückhielten: man konnte nach 1 Monat „Last Christmas“ einfach nicht mehr. Und er hatte ja immer schon angekündigt, dass es sein letztes Weihnachten sein würde.

Wobei: einen Lichtpunkt für musikalische Bemühungen im Himmel gab es ja doch noch im Musikerbereich. Leonard Cohen. Vermutlich hat er sich zu Tode geärgert, weil Bob Dylan den Nobelpreis für Literatur bekam und nicht er. Wahrscheinlich nicht, dafür war er zu nett. Aber es ist schon erstaunlich, wenn der Dichter unter den Songwritern nicht den ersten Nobelpreis für einen singenden Künstler bekommt. Auf der anderen Seite: Dylan war vermutlich häufig dichter.

Vielleicht können Cohen und Bowie ja oben eine nette Band starten.

Okay, wer starb noch?

Fast die komplette FPD aus der guten Zeit, als die FDP wirklich noch für Liberalität stand: Hildegard Hamm-Brücher. Hans-Dietrich Genscher. Walter Scheel. Also quasi die Hoffnungsträger der FDP. Wobei mit Guido Westerwelle die Neo-Liberalität nachzog.

Fidel Castro. Der hat den Obama-Besuch nicht vertragen.

Margot Honecker. Bei der habe ich mich immer gefragt, was die in Chile will. Normalerweise schicken wir unfähige Politiker doch nach Brüssel?

Die Demokratie in den USA. Nee, tut mir leid. Das Sterben hatte schon lange vorher begonnen, und ist noch nicht beendet. Es fühlt sich nur so an.

Muhammed Ali. Ich lass jetzt das mit „Sein letzter Kampf“.

Christiano Ronaldos Glaubwürdigkeit ist auch gestorben. Er weinte, als ich ihn zuletzt sah – vor Freude und vor Leid. Vor Freude, weil er schon wieder Weltfußballer wurde. Gewählt von der Friseurinnung. Vor Leid, weil er wie ein Verbrecher behandelt wird. Wieso wie? Tendenziell kommen die meisten Steuerhinterzieher eher ins Gefängnis als zu FIFA-Galas.

Wobei ich Ronaldo für einen modernen Robin Hood halte. Er nimmt es den Reichen. Also dem spanischen Staat. Faktisch einer der reichsten, den es gibt. Denen geht es wirtschaftlich ja gut. Ach so, die waren Teil der EU-Krise… Das wusste Ronaldo vermutlich einfach nicht. Der hat nur gesehen, wieviel in Spanien der Fußball vom Staat subventioniert wird und dachte sich: die haben es.

Aber er gibt es wirklich den Armen: Flüchtlingskindern, Waisenkindern, da gibt er gerne. Einen kleinen Anteil vom hinterzogenen Geld behält er vermutlich dann als Aufwandsentschädigung. Er stammt ja auch aus einer sehr armen Familie.

Wobei ich Ronaldo da tatsächlich für loben möchte: es gibt genug Steuerhinterzieher, die behalten gleich das ganze Geld für sich.

Wir gönnen ihm und Portugal die Fußball-Europameisterschaft. Portugal geht es ja nicht gut, ähnlich wie Spanien. Das ist übrigens auffällig. Die Europa- und Weltmeister der letzten Jahre waren Portugal, Spanien, sogar Griechenland war schon mal dabei. Das zu einem Zeitpunkt, an dem wir noch gar nicht wussten, dass sie große finanzielle Probleme hatten. Oder dass sie Fußball spielen konnten. Ich sage jetzt schon voraus: nächstes Mal ist Italien dran.

Was mich wundert: warum sind wir eigentlich Weltmeister geworden? Gibt es etwas, was wir nicht wissen? Oder war das nur eine Hoffnung der anderen?

Auch für Schauspieler war es eher ein mieses Jahr, gerade für Kinderserien. Peter Lustig von Löwenzahn. Uwe Friedrichsen von der Sesamstraße. Götz George vom Tatort. Mist, das ist kein expliziter Kinderfilm. Aber vermutlich die gleiche Zielgruppe.

Bud Spencer. Bei dem fällt mir nur die Frage ein: Wer verdammt noch mal ist Chuck Norris? Spencer war verdammt noch mal cooler. Und ein Vorbild für meinen Bauch: „Ich halte seit hundert Jahren mein Idealgewicht.“

Alan Rickman. Das waren wir aber gewohnt: Sheriff von Nottingham, Professor Snape, Hans Gruber… der kommt wieder. Er ist ja die Stimme Gottes.

Dann starb Weihnachten noch Prinzessin Leia. Ich bin gespannt, ob sie in Star Wars 8 dann noch mal als Hologramm auftaucht. Ihr Vater Darth Vader konnte das ja. Jedipower.

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