Prolog
Es war einmal vor einer Zeit, die schon lange zurück liegt.
Dort gab es noch Ritter, Drachen, Bürger, Schlösser, Zauberschlüssel, Ringe – besondere Ringe.
Und davon will ich Euch erzählen.
Ein Ring ging einst verloren. Ein Ring der sehr besonders war. Er war einer von fünf.
Sie
konnten unsichtbar machen. Aber wenn man sie zu oft trug, fing man an
zu flackern. Das heißt, man konnte keinen der Ringe länger als zwei
Stunden hintereinander tragen.
Und es geht los:
Zu dieser Zeit lebte ein Drache und der wollte alles Gold und darunter war auch dieser Ring.
Der
Drache kam einst angeflogen und griff eine Burg an und plünderte. Er
griff mehrere Burgen an, er griff Schlösser an, und einmal traf ihn ein
Speer an einer komischen Stelle. Der Drache floh.
Seit dem wissen
wir, dass der Drache an dieser Stelle ein Schmerzensstelle hat. Aber
jeder Drache ist an mindestens einer Stelle tödlich verwundbar. Das ist
bewiesen.
Und unter dem, was er noch mitnehmen konnte, war ein Ring.
Er
packte ihn zwischen seine Zähne, und da man ihn am Finger tragen muss,
wenn man unsichtbar werden will, klappte es nicht aber er flog davon. Er
warf seine Beute auf einen riesigen Berg, eroberte eine andere Burg und
legte sich dort nieder. Seit dem verließ er die Burg nie wieder.
Doch
immer wieder kamen Gerüchte von dem großen Reichtum auf, den der Drache
angehäuft hatte. Man sagte, viele Ritter zögen dorthin, manche
schafften es nicht mal bis dort. Die, die es schafften, würden
verbrannt. Dann wurde ein Wächter in die Nähe der Burg gesetzt. Er war
dazu da, die Leute davor zu retten, den Drachen zu jagen. Nur jemand der
drei schwierige Aufgaben schafft, kann es überhaupt mit dem Drachen
aufnehmen.
Der Drache kümmerte sich nicht darum. Er dachte wohl, je
weniger Ritter, desto weniger Essen, aber je weniger Ritter auch desto
weniger Kampf.
„Ab und zu hole ich mir ein Schaf.“, sagte er sich.
Natürlich
waren diese Aufgaben sehr schwer, aber sie waren nicht so
lebensgefährlich wie dem Drachen direkt gegenüber zu treten. Auch sagten
die Gerüchte, wenn es jemand doch schaffte, briet ihn dann der Drache.
Falls
jemand entkommen konnte, erzählte man: „Der Drache ist schlimm, sehr
schlimm. Und groß!“ Manchmal wurde gesagt, er wäre rot, manchmal er wäre
grün.
Ein paar wenige sagten, er wäre gelb. Aber es war eine Art
Chamälion Drache. Er konnte seine Farbe wechseln. Von knallrot zu
knallgrün zu knallgelb.
Vor seinen Krallen musste man sich in Acht
nehmen, am gefährlichsten aber war sein Feuerstoß, den er mit gezieltem
Mund sogar um die Ecke schießen konnte.
Auch die beraubte Könige hatten die Gerüchte gehört.
Und
ein König sagte: „Zuerst sollen Bauern gehen. Die kosten nichts. Die
sollen die Rätsellösungen bringen und die Ritter sollen den Rest
erledigen.“
Aber die Bauern schafften es meistens nicht, weil sie
kaum Bildung hatten. Und so vergingen ungefähr zehn Jahre. Da wurde ein
Knabe geboren. Der Knabe wird noch sehr wichtig. Dieser Knabe war der
Sohn eines älteren etwas verarmten Edelmannes. Er war nicht wirklich
reich, aber auch nicht wirklich arm. Er war so das Mittelding zwischen
Bauer und Adeligem. Von diesen Leuten gab es in der Stadt viele. Viele
Ritter, Söhne starker Leute, die losgezogen waren und dabei auch ihr
Geld verloren. Man weiß nicht wie.
Der Junge wurde gut aufgezogen.
Eine ganze Zeit wusste er gar nicht, dass es den Drachen gab, dann hörte
er die Gerüchte. Er fragte seinen Vater und seine Mutter. Die Mutter
sagte: „Ja, das stimmt. Diesen Drachen gibt es. Wir wollten nicht, dass
du davon erfährst, damit du nicht losziehst.“ Er sagte, ja, er wolle
nicht losziehen, ehe er erwachsen wäre. Aber als er gerade erwachsen
war, mit 21, zog er doch aus, um den Drachen zu besiegen und den Schatz
zu bekommen.
Er meldete sich beim König. „Du, du bist doch nur –
etwas höher als ein Bauer oder so ein halber Edelmann.“, sagte der
König. „Ich will es versuchen, gebt mir nur ein Schwert, eine leichte
Rüstung mit kurzen Pieksern dran, und das ist alles, was ich verlange.“,
antwortete der Junge. – „Gut, nun geh!“
Er ging. Er nahm Essen mit
und vier Leute. Die vier Leute waren seine besten Freunde. Keiner von
ihnen sollte aufs Spiel gesetzt werden. Alle von ihnen sollten zusammen
halten. Alle sollten etwas vom Schatz abbekommen.
Denn gesagt wurde
auch, der der den Drachen tötet, bekommt nur einen Teil des Schatzes.
Der Rest sollte ordentlich unter allen Leuten, denen er geraubt wurde,
verteilt werden. Und der Anteil, den der Drachentöter bekommen sollte,
war ein Viertel.
Drei Wochen liefen sie durch Wälder und mussten
auch einigen Feinden mit dem Schwert begegnen. Jeder hatte sich etwas
anderes gewünscht, doch jeder hatte auch ein Langschwert verlangt und
eine Rüstung, die mit kurzen Stacheln gespickt war.
Einer hatte ein
Pferd und einen Sattel verlangt, ein weiterer hatte Handschuhe. Der
Junge, von dem ich Euch am Anfang erzählt hab, hatte sich dann noch
einen Gürtel gewünscht mit einer ordentlichen Tasche und etwas zu essen
nahm jeder mit von Zuhause doch er bekam das beste vom König. So liefen
sie. Schließlich schafften sie es bis dorthin, wo die Burg des Drachen
war.
Sie sprachen mit dem Wächter. Der Mann sagte:
„Halt! Ihr müsst erst drei Aufgaben erledigen. Ich stelle Euch jetzt das Rätsel zu der ersten Aufgabe:
Fünf
Männer musst Du haben, um dieses Ding zu drehen. Fünf Türme hat´s, vom
Berge kannst Du`s sehn. Gib acht: Zwanzig Männer halten Wacht.
Denkt
drüber nach und kommt wieder, wenn ihr die Lösung wisst. Ist sie
falsch, müsst Ihr umkehren. Ist sie richtig, könnt ihr es versuchen.“
Sie
überlegten lange. Sagte der erste: „Also fünf Leute, fassen wir
zusammen, was hat denn fünf Türme?“ Sagte ein anderer: „ Na gut, ein
Schloss. Hier gibt es in der Nähe ein Schloss. Das ist es
wahrscheinlich.“
Der Junge sagte aber: „Es gibt hier in der Nähe
auch eine Burg. Und von zwanzig Leuten wird auch kein Schloss bewacht,
das ist viel spitzer, da passen ja gar nicht zwanzig Mann auf den
Wehrgang.“
„Eine Burg! Na gut, wir sagen: Die Burg!“, jubelten alle. Und so gingen sie zurück.
„Na?“ – „Die Antwort lautet: Wir müssen mit fünf Leuten eine Burg erstürmen.“ “
Ja das stimmt. Hier ist Eure Ausrüstung: Ein Seil mit einem Kletterhaken.“
„Oh. Für jeden von uns eins.“ „
Na dann fangt mal an. Die Burg am nördlichen Westwall müsst Ihr nehmen.“
Und
so liefen sie los. Die Burg war groß und alt aber immer noch in
Hochbetrieb. Da rief der Junge: „Oh man, wir wissen doch gar nicht, wie
wir ein Signal geben sollen.“
Sie gingen zurück und fragten: „Wie
geben wir denn ein Signal?“ Der Wächter sprach: „Im höchsten Turm gibt
es einen Hebel. Wenn Ihr den zieht, bemerke ich das.“ – „Na gut“, sagten
sie. – „Also: In die Burg in den Hauptturm. Und dann den Hebel ziehen,
das ist zu schaffen. Dann los. Let`s go!“.
Sie kamen an die Burg. „Jeder von Euch nimmt einen Turm! Das ist am besten.
Schaltet
die Wachen aus, bringt sie nicht um, schaltet sie nur aus.“ sagte der
Junge, der am Anfang noch wichtig wurde. So machten sie es. Sie
schalteten die Wachen auf dem Wehrgang ohne Probleme aus, denn sie
hatten alle die Fechtkunst gut trainiert. „Was jetzt?“, fragte ein
anderer. „Wir werfen die Seile darüber, lassen sie verhaken, und
schwingen uns hinüber.“ „Gute Idee“,meinte ein Dritter. Sie kamen von
allen Seiten auf die Burg. Kaum jemand bemerkte sie. Plötzlich sprangen
Wachen hervor. „Haha! Jetzt haben wir Euch“, brüllten die Wächter. Die
Schwerter blitzten, als die Klingen gekreuzt wurden. Doch am Ende waren
die Wachen besiegt.
Die Helden kletterten den Turm hoch. „Wieso
klettern wir denn den Turm hoch? – Da ist `ne Treppe!“ – „Die wird
bewacht!“ – „Menno!“
Und so fanden sie den Hebel. „Zieht an der
Stange: Eins, zwei drei! JETZT!“ Sie zogen den Hebel und Tatsache: Es
ging. Sie hatten es geschafft. „Schnell zurück, wir haben die erste
Aufgabe gelöst.“
Jetzt zur zweiten Aufgabe.
„Nicht alle Schätze
bestehen aus Gold. Nehmt ihn da, wo Ihr glaubt, ist er her. Da wo Ihr
glaubt, liegt er.“ So taten sie es auch. Sie gingen sich beraten zum
Rätsellösen. Einer rief: „Nicht jeder Schatz ist aus Gold, Diamanten?“ –
„Nein, er meinte keine Wertsachen.“, sagte ein anderer. Dann schrie
einer: „Schatz, Schmatz, Prinzessinnen! Er meint `ne Prinzessin. Wir
sollen uns `ne Prinzessin klauen.“ – „Na super, wir machen jetzt eine
Entführung!“, rief ein weiterer – „Davor war`s ein Einbruch, jetzt
Entführung. Gut wir sagen Bescheid.“ Also sagten sie Bescheid. Und der
Wächter antwortete: „Ja, das stimmt. Nun gut, Eure Ausrüstung ist ja das
Kletterseil, aber weiterhin erhaltet Ihr noch fünf Schilde.“
Sie
kletterten hinauf, alle fünf und zogen sich hoch und hoch und hoch. Das
war gar nicht so leicht, denn diese Wände waren glatter als zuvor. Ab
und zu wurde auch ein Seil gekappt aber merkwürdiger Weise fügten sie
sich wieder zusammen. Die Jungen blockierten Hiebe und schlugen die
Wachen nieder. So schafften sie es bis in die Kabine der Prinzessin.
Doch da stand eine große Leibwache „Haben wir dich!“ Sie umzingelten den
Leibwächter und erledigten ihn. Dann verbanden sie der Prinzessin die
Augen, den Mund, fesselten sie und nahmen sie mit. Sie gingen zurück,
kletterten runter und übergaben sie dem Wächter. „So. Da haben Sie, was
sie wollten. -Auf zur dritten Aufgabe.“
„Ah, im Erdenfeuer, da
wo`s entspringt, hängt golden das Ding, das Ihr sucht. Es öffnet Euch
Schlösser ohne Turm und dann dürft Ihr eintreten.“
Sie überlegten.
„Da wo das Feuer der Erde schläft… -Wir graben!“, meinte der Größte
von ihnen. „Nein, Idiot“, sagte ein Zweiter- „Vulkan!“ – „Ja, Vulkan.
Ein feuerspeiender Berg!“, rief der Kleinste – „Ein Schlüssel öffnet
Schlösser, die keine Türmchen haben.“, fanden sie heraus. „Na super,
eine Klettertour.“Der Wächter sprach „Kletterseil, Schild und jeder von
Euch erhält einen Ring bis auf einen. Diese Ringe machen unsichtbar. Der
letzte Ring ging leider verloren, der liegt im Drachenschatz. Sucht
Euch einen aus, der keinen Ring nimmt.“ Der Junge, der am Anfang noch
wichtig wurde, sagte: „Gut, ich nehme keinen, aber nur, wenn ich in die
Mitte darf.“ – „Ja gut“, meinten die anderen. Sie ließen sich in den
Vulkan herunter. Da brüllte irgendwas. „Eine Bestie wohnt hier drin!“ –
„Na super. Und ich hab nicht mal `n Ring“, sagte der Junge in der Mitte.
„Achtung, jetzt loslassen.“ Zisch! „Schilde vorstrecken! Unsichtbare
Leute Ringe anlegen!“ – „Sieht so aus, als wärst Du allein“, kicherte
einer. -“Haha, wo seid ihr denn?“ – „Hier!“ – „Jetzt, Schwerter raus!“
(Fauch, RADONG!) Es war eine große Bestie, der die Jungs in das Maul
sprangen. Es war noch kein Drache, es war noch nicht so gefährlich, aber
es war ein großes Viech. Der Junge, der am Anfang noch wichtig werden
sollte, stemmte seine mit kleinen Stacheln bespickte Rüstung in die
Seiten des Mauls. Die anderen rannten den Hals von innen runter. „Da
hängt der Schlüssel! Schnappt ihn Euch! Kappt das Band mit dem Schwert!“
Das taten sie auch. Sie nahmen den Schlüssel. „Wie jetzt rauf?“ – „Ich
hab noch mein Kletterseil!“, rief der, der nicht unsichtbar war. Er warf
es hoch und sie zogen sich daran hoch. So kamen sie raus aus dem Maul.
Doch hinter Ihnen her schoss ein Feuerball. „Schilde fallen lassen!“ Die
Schilde fielen alle gleichzeitig und so fielen sie genau, genau auf den
Feuerball. Er wurde zurück gelenkt und das Biest explodierte in einem
lauten „Kadadadawusch Bam Boom.
Alle Helden kletterten hoch aus dem Vulkan und sagten: „Hier ist ihr Schlüssel.“ Aber der Wächter widersprach: „Nein! Das ist der Schlüssel zum Burg Tor, geht da rein, ihr werdet an der Tür eine Halterung finden. Knackt sie, Ihr werdet dahinter eine verschlossen Vitrine finden, in der der letzte Ring ist dann seid ihr bereit, dem Drachen gegenüber zu treten.“ Ja, so taten sie das auch. Sie öffneten das Schloss mit dem Schlüssel, ließen ihn stecken und gingen hinein. Da fanden sie die Vitrine. Sie knackten sie mit ihrem Diebeswerkzeug und nahmen sich aus der Vitrine den Ring, jetzt waren sie unsichtbar, alle. Doch der Drache war nicht da. Da hörten sie es hinter sich klicken. Jemand hatte eben die Tür abgeschlossen.
„Ha
ha ha, drauf reingefallen, drauf reingefallen. Keiner hat es je so weit
geschafft, wie Ihr. Doch jetzt werdet Ihr es hier auch nicht mehr raus
schaffen.“ – „Was?“ „Ach, jetzt weiß ich!“, rief einer der Jungen. „Der
Wächter ist der Komplize vom Drachen. Wir haben ihm die Sachen
verschafft, die er brauchte. Durch den Hebel hat sich ein großes Tor für
ihn geöffnet. Wir haben die Bestie ausgeschaltet, die den Torschlüssel
bewacht hat und jetzt kann der Drache in Ruhe wieder Städte plündern.“
Die
Burg war in Wirklichkeit ein Gefängnis. „Aber wir haben die
Unsichtbarkeitsringe.“, sagte der Junge der am Anfang noch wichtig
werden sollte. „Was sollen die uns denn helfen?“ „Na, kann einer mich
sehen?“ „Nein!“ „Kann einer mein Schwert sehen?“ „Nein!“ – „Kapiert Ihr
es denn nicht? Wir gehen einfach hier raus und dann, wenn wir hier
rauskommen, können wir den Drachen, ohne dass er uns wirklich sieht,
ausschalten.“ – „Stimmt, aber wie kommen wir hier raus?“ „Wir haben doch
das Diebeswerkzeug. Wir knacken einfach das Schloss.“ -„Na gut.“ Damit
waren alle einverstanden.
So öffneten sie das Schloss, es dauerte eine Weile. Doch nach einer halben Stunde kamen sie hinaus und suchten nach dem Drachen. Da war er schon. Er flog über sie hinweg. „Speer“ – zisch! „Uaaah“ – an der verwundbaren Stelle, am Schwanz getroffen – genau in die Spitze. „Er muss hier irgendwo landen!“ , rief einer der Jungen. „Er konnte uns nicht sehen, aber den Speer hat er gesehen.“ „Ja, wenn es ihn trifft, sieht er die Waffen genau für eine Sekunde. Das heißt, wir müssen viel herumlaufen.“ Einer schlug gegen den Berg „Siehst Du, schau jetzt auf den Berg. Siehst Du`s `bschum´ – Da sieht man es genau. Ganz kurz, aber deutlich. Wir müssen also schnell sein immer schneller“ – und so besiegten sie den Drachen, kriegten den Schatz. Ach ja, wie sie den Drachen besiegten, wollt Ihr auch noch wissen? Na gut: Sie schlichen sich an den Drachen heran und schlugen immer wieder zu, bis jemand die verwundbare Stelle fand. Alle krochen dahin und stießen gleichzeitig ihre Schwerter hinein. Dann fingen plötzlich ihre Arme an zu schmerzen denn die Haut des Drachen war dort trotzdem dick. Alle stemmten sich mit aller Macht dagegen. Sie hatten die Ringe schon zu lange getragen. Der Drache konnte sie flackern sehen.
Er verpasste allen einen Tritt. Sie knickten auch mit den
Beinen ein und konnten sich nicht mehr lange halten. Da fiel der Drache
tot um und die Jungs wurden ohnmächtig. Man fand sie neben dem toten
Drachen liegen, brachte sie in eine nahe gelegene Stadt und nachdem sie
aufgewacht waren, wurden sie als Helden gefeiert.
Das Viertel wurde unter ihnen aufgeteilt, und sie lebten mit ihren Familien glücklich bis an ihr Lebensende.
Der Wächter wurde nie wieder gesehen.
ENDE