Ich stehe in nächtlicher Stille und lausche der schweigenden Nacht
und frage mich: Ist es Dein Wille, der alles werden macht?
Die Sterne sind lange verhangen, von Wolken dicht an dicht
der Tag ist lange vergangen, den Morgen erwarte ich nicht.
Der Wald liegt in blutigen Wunden, zerschlagen von loderndem Brand
O`Vater, lass ihn gesunden – Thalan segne das Land!
Ich träume von dichten und singen, von Frieden und sicherem Herd.
Doch statt Sang hör ich Schlachtenlärm klingen, in der Hand wird die Feder zum Schwert.
Und die leisen Träume zerbrechen, wie kostbarer Kristall,
dort wo die Schwerter sprechen in des Lebens Widerhall.
Das Jetzt liegt in steinigen Wegen. Es verwischt schnell, wie Spuren im Sand;
Verdorrt wie ein Baum ohne Regen. Thalan, segne das Land!
Myrdolins dunkle Feuer verbrennen ein Leben so leicht.
Ihre Nähe bezahlt schwer und teuer dessen Herz an die Dunkelheit reicht.
Myrdolins lodernde Flammen greifen nach meinem Verstand.
Die Welt schmilzt zum Abgrund zusammen und ich lehne über den Rand.
Wo die Schatten sich um mich legen, wo das Feuer die Dunkelheit bringt,
Thalan gib mir Deinen Segen, dass mein Schrei durch die Finsternis dringt.
Ich stehe in nächtlichem Schweigen. Die Welt atmet Brandgeruch.
Die Toten tanzen im Reigen unter dem Leichentuch.
Frau Eule beendet den Nachtflug. Mich streift ein kalter Hauch,
ein kaum zu bemerkender Windzug. Doch Frau Eule spürte ihn auch.
Und der Wald beginnt sich zu wiegen. Und er neigt sich im Nebelgewand.
Denn der Herr ist den Fluten entstiegen. Thalan segnet das Land.
Lif von Sternenfels im Krieg der Wiederkehrenden Schatten
(c) Corinna – in Anlehnung an den Freiherrn von Eichendorff