Als ich am Wochenende erfuhr, dass der bekannteste Amerikaner gestorben ist; ein Mann, der sich das Kindische bewahrt hat, vielleicht könnte man gleich sagen: ein großes Kind; ein Mann von nicht allzu hoher Intelligenz, merkwürdigem Lebensstil und Suchtbedingten Ausfällen; da habe ich frohlockt. Leider war es dann doch nur Michael Jackson und nicht George W. Bush.
Was war das doch für ein schönes Wochenende. Sämtliche Sender – bis auf HR1 – spielten Michael-Jackson-Stücke. Dabei liefen diese sonst nur noch auf Oldie-Sendern. Jeder Prominente, der nicht weglaufen konnte, wurde interviewt. Reporter, die noch keinen Gesprächspartner hatten, wurden von Nicht-Mehr-So-Prominenten bestürmt.
Mir tat Michael Jackson leid. Schon vorher. Gott sei Dank muss er jetzt nicht miterleben, wie Uri Geller, Veronika Ferres, Olli Kahn und Dutzende anderer Möchtegern-Superstars ihre Trauer über ihn ausschütten.
In Honduras hat währenddessen das Militär den Präsidenten gestürzt. Das hat auch große Schlagzeilen gemacht. Irgendwo auf Seite 7. In Deutschland wäre das undenkbar. Trauen Sie so was der Bundeswehr zu?
„Kameraden, heute stürzen wir den Präsidenten!“
„Ja, aber dürfen wir das? Bundeswehr-Einsätze im Inneren sind doch nicht erlaubt.“
„Ach, wir lassen einfach unsere Waffen hier, dann geht das schon.“
Gut, dass der Schäuble sich nicht durchgesetzt hat.
Außerdem stellt sich die Frage: würde es irgendeiner bemerken, wenn Köhler gestürzt würde?
In den USA geht das auch nicht. Da sehe ich schon die Schlagzeile vor Augen: „Militärputsch in den USA gescheitert“ Und im Text wird dann erklärt, dass die Militärs wegen veralteter Karten das weiße Haus nicht fanden.
Die Amerikaner versuchen ja noch immer die intelligente Bombe zu erfinden. Die Schnapsidee überhaupt. Wenn eine Bombe intelligent wäre, würde sie ja sofort drauf kommen, dass sämtliche Kriege ausgemachter Blödsinn sind, und sich selbst entschärfen. Oder direkt im Waffenlabor explodieren.
Währenddessen ging der Kindergartenstreik zu Ende. Bis nach den Ferien. Es lohnt sich einfach nicht zu streiken, wenn gerade kein Kind da ist. Und die Kindergärtnerinnen und Verdi wollen auch in Urlaub.
Ursula von der Leyen und Franz Müntefering standen ja auf der Seite der Kindergärtner. Sie waren ja Mega-entrüstet darüber, dass die Kommunen das Geld, dass sie nicht bekommen, nicht an die Kindergärtnerinnen auszahlen. Die gängigste Finanzthese der Jetztzeit ist ja: wenn man kein Geld mehr hat, dann kann man das richtig toll ausgeben, dann tut das auch nicht weh. Die USA existiert so seit 30 Jahren.
Mich beschlich in der ganzen Finanzkrise sowieso ein eigenartiges Gefühl: Oskar Lafontaine könnte doch recht haben. Aber da springt der Oskar gleich hervor und schreit: nein, alles was ich erzählte ist Unsinn. Hat er wirklich gemacht. Seit mehreren Jahren fordert der Lafontaine Steuersenkungen. Jetzt hat das die regierende Partei CDU in ihr Wahlprogramm geschrieben. Die CDU sagt: wir werden die Steuer senken. Sie sagt nicht wann, sie sagt nicht wie viel, sie sagt nur das. Und da kommt Lafontaine und spricht davon, dass Merkel unglaubwürdig sei, wenn sie Steuersenkungen verspreche. Das stimmt. Aber dass das ausgerechnet der Lafontaine sagt.
Merke: Steuersenkungen dürfen nur die Parteien fordern – und keinesfalls versprechen – die nicht in die Verlegenheit kommen dürften, zu regieren.
Die Linke scheint Angst zu bekommen, man könne sie doch wählen. Da heißt es so schön auf Wahlplakaten: „Millionäre an die Kasse.“ Da stehen die doch schon alle. Erst die Bankiers, dann Firmen wie Heidelberger Druckmaschinen. Nebenbei die Firma, die Hartmut Mehdorn an die Börse brachte. Da hat die Bahn ja noch mal Schwein gehabt. Und jetzt hat Frau Schickedanz 50 Millionen für ihre Geld-Quelle abgeholt. Es stellt sich die Frage: in was für einer Zeit leben wir eigentlich, wenn Aktionäre schön Stütze vom Staat kassieren müssen, während wir noch fast 40 Millionen Erwerbstätige haben. Da kann doch noch einiges abgebaut werden.