Das war ja mal wieder ein Tag. Der 23. Mai 2009 war ein besonderer Tag. Das Grundgesetz wurde 60. Das gibt einigen Leuten in CDU und FDP Auftrieb: in einigen Jahren geht das Grundgesetz wahrscheinlich in Rente. Schon jetzt – wenn man Schäubles Anti-Terror-Bekämpfung betrachtet – scheint es in Altersteilzeit zu sein.
Und was hat
man dem Grundgesetz nicht alles geschenkt an diesem Tag. Sogar einen
neuen Bundespräsidenten. Deutschland ist halt „Geiz ist Geil“. Kennen
Sie den? Fragt eine Schotte den anderen: „Du hast deinem Sohn letztes
Jahr einen Luftballon zum Geburtstag geschenkt, was kriegt er denn
dieses Jahr?“ „Ach, den blas ich wieder auf.“ In diesem Sinne hat die
CDU dann auch den Köhler wieder aufgeblasen. Leider ist er nicht
geplatzt. Aber er war ja nicht die einzige Recyclung. Auch die Frau
Schwan hat man einfach aus der Abstellkammer geholt, in der sie nach der
letzten Wahl verschwunden war. Beim nächsten Mal ist die SPD klar im
Vorteil: Köhler darf nicht mehr, man darf nur zweimal Bundespräsident
werden, aber die Frau Schwan – es gibt kein Verbot, 10 mal
hintereinander nicht Bundespräsident zu werden. Und die CDU findet
bestimmt irgendwo einen neuen Sparkassen- und Frühstücksdirektor, der
auf Wohnungssuche sogar in Schloss Bellevue einziehen würde.
Für
alle, die jetzt enttäuscht waren, weil sie nicht wussten, dass sie
nicht wählen durften: der Bundespräsident wird schon immer von der
Bundesversammlung gewählt. Die Bundesversammlung ist eine repräsentative
Versammlung des deutschen Volkes, die den obersten Repräsentanten des
deutschen Volkes wählen darf. Der repräsentiert, hat aber eigentlich
keine Macht. Er muss eigentlich nur gut aussehen und hin und wieder eine
Ruckrede halten, damit man weiß, dass er existiert. Im Prinzip handelt
es sich um den obersten Schnittchenesser Deutschlands.
Wenn man sich die Zusammensetzung der repräsentativen Versammlung anguckt, kriegt man Angst. Vor allem die ganzen Politiker: wenn das repräsentativ sein soll, haben wir 90% Politiker im Volk. Das schaffen wir noch nicht mal mit Stammtisch-Rednern. Die meisten Leute können sich gar keinen Stammtisch mehr leisten. Apropos Essen: Ottfried Fischer durfte auch wählen. Und Jasmin Tabatabai. Ein paar Paradiesvögel mussten dabei sein. Damit wenigstens die Wahl nicht den drögen Eindruck des Präsidenten widerspiegelt.
Warum darf man als Volk eigentlich nicht selbst wählen? Weil das in der Weimarer Republik mal in die Hose gegangen ist? Oder vielleicht weil die Parteien ihr Erfolgskonzept nicht kaputtmachen wollen: wir bestimmen die Politik, das Volk ist doch mehr Beiwerk.
Aber man soll nicht meckern: Herzlichen Glückwunsch an den Bundes-Horst. Möge er weiter rank und schlank bleiben in Aussehen wie Aussagen. Trotz der Schnittchen.