Und ewig grüßt das Murmeltier

Wahlen? Waren die nicht schon letztes Jahr?

Schon wieder Wahlen in Hessen. Ich bin nicht gegen Wahlen. Ich halte Wahlen für gut. Beispiel USA. Nicht auszuhalten wäre, wenn ein Bush ohne Wahlen ein Leben lang regieren könnte. Ich bin total begeistert von Obama. Ich trau dem alles zu. Ich glaube, der kann sogar Bretzel essen, ohne dran zu ersticken.

Ich kann mir sogar vorstellen, dass der weiß, wo die Länder liegen, die er gerade bombardieren lässt. Damit ist ja eh jetzt Schluss? Ich weiß nicht. Man muss daran denken, dass er zwar intelligent ist, aber Amerikanischer Präsident.

Aber jetzt zu den Wahlen in Hessen: das deprimiert mich. Vor einem Jahr habe ich meine Stimme in die Urne gepfeffert, dass es nur so rauchte. Das haben mehrere gemacht, und in dem Rauch hat dann auch kein Politiker mehr die Übersicht behalten. Arme Ypsilanti. Also jetzt noch mal, und jetzt erst recht. Koch gegen Schäfer-Gümpel. Ein Duell der Größten wie… da fällt mir jetzt höchstens das Dschungel-Camp ein
.
Bei Schäfer-Gümbel denke ich spontan an so ein kleines Tierchen, das aus dem Flachwasser herauswatschelt, so ein nettes kleines froschähnliches Wesen. Vielleicht sogar essbar. Damit besser als Koch, der ist unverdaulich.
Ich könnte mir sogar eine Sendung von  Jamie Oliver zu dem Thema vorstellen.
„Heute zeigen ich Ihnen, wie man einen Schäfer-Gümbel zubereitet.
Den Schäfer-Gümbel muss man sofort nach dem Kauf ins eiskalte Wasser werfen. Dort lässt man ihn ein paar Monate gümpeln. Dümpeln. Dann wird er kurz aufgekocht. Und nach der Wahl nehmen wir ihn dann gemeinsam auseinander.
Das ist eine Rezeptidee von … Moment… der Hausfrau Y. aus Frankfurt.

Ich ergehe mich da an Albernheiten, weil ich den Mann nicht angreifen kann. Für Satiren fassbar sind Leute mit Profil, Botschaft, Wahlprogramm etc. Damit hält sich die SPD gar nicht mehr auf.

Ich hätte damit gerechnet, dass die SPD in Hessen gar nicht erst antritt. Bevor sie die hessische Demokratie retten – in 4 Jahren vielleicht -, möchten sie erst mal die Demokratie in der eigenen Partei wiederfinden. Andrea Ypsilanti und ihre SPD offenbarten intern das Demokratieverständnis einer Leberwurst. Sogar einer Beleidigten. Das ist tatsächlich noch schlimmer als Roland Koch. Und das soll was heißen. Koch muss weg: warum? Na gut, ich weiß warum. Aber wenn die Alternative noch schrecklicher als das Original…

Dabei sind die Möglichkeiten für die SPD in Hessen eigentlich riesig, wenn man die CDU so ansieht. Der Fisch stinkt ja vom Koch her. Vom Kopf her. Wenn man den Roland Koch so sieht… Wobei den sieht man ja gar nicht mehr so. Ich habe da Wahlplakate gesehen, auf dem ich ihn nicht wiedererkannt habe. Moment: es sind aber keine Wahlplakate. Die Parteien waren sich einig: in der Weihnachtszeit keine Wahlplakate. Die Menschen nicht in der besinnlichen Stimmung treffen. Besonders in der besinnlichen Stimmung vor der Rezession. Ich hoffte ja auf den Aufschrei der Bevölkerung: hey, wir sind das ganze Jahr über besinnlich, ihr braucht gar keine Plakate mehr aufstellen.

Stattdessen grinst mich ein Fast-Koch in der Frankfurter Innenstadt an. Ein Fast-Koch weil ich den nur wegen dem großen „CDU“ wiedererkannt habe. Den haben die so retuschiert, dass ihn die eigenen Leute  nicht wiedererkannt hätten. Aber es war auch keine Wahlwerbung. Es waren nur Weihnachtsgrüße. In 1 Meter Größe. Wie soll ich denn besinnlich werden, wenn mir der Koch in 1 Meter Größe entgegengrinst?

Es sind aber auch keine Wahlen. In Deutschland haben wir seit Jahren keine Wahlen mehr gehabt. Wir haben nur noch Abwahlen. Ich erinnere mal an die bekanntesten Wahlslogans der letzten Jahre:
Der Dicke muss weg.
Schröder muss weg
Koch muss weg
Oder so ähnlich. Darauf lief es auf jeden Fall hinaus. Da muss immer einer weg. Egal was danach kommt. Das kommt ja auch irgendwann weg.

In Deutschlands Familien sieht es genauso aus, wenn man die steigenden Scheidungszahlen ansieht: Der Papa muss weg!

Der Koch hatte ja letztes Mal auch so einen Slogan: die U-Bahn-Schläger müssen weg. Dieses Mal lässt er so was glaube ich. Der sagt bis zur Wahl gar nichts mehr. Der wartet nur noch ab, wie die SPD sich selbst zerlegt.

Eine gewisse Wahlmüdigkeit macht sich breit. Die meisten wissen gar nicht mehr, was sie gewählt haben. Eine Großzahl der Befragten einer von zahlreichen Befragungen, Prognosen und Wahrsagereien waren sich sicher: nee, den Köhler habe ich nicht zum Bundespräsidenten gewählt. Wenn man die Zahl derer nimmt, die ihn gewählt haben, dann muss die Umfrage direkt vor dem Berliner Reichstag geführt worden sein.

Der Bundespräsident ist das Staatsoberhaupt. Und da man den einfachen Bürgern des Staates nicht traut, dürfen ihn uneinfache wählen. Das sind einerseits ganz viele Politiker, andererseits noch ein paar herausragende Persönlichkeiten wie Michael Stich, Jens Weißflog, Rosi Mittermaier-Neureuther und Karl-Heinz Rummenigge, anders gesagt: Sportler. Moment, da habe ich glatt die Gloria Fürstin von Thurn und Taxis übersehen, die letztes Mal für die CSU wählen durfte. Wahrscheinlich ein Ausrutscher, die Anti-Gesine Schwan-Fraktion wollte auch mal eine Frau mit Vogelnest auf dem Kopf auf ihrer Seite haben.

Politik ist wie Profiboxen. Mal zu Erklärung: bei den meisten Sportarten ist das so, dass die besten gegeneinander antreten. Zum Beispiel auf Turnieren, wo dann im K.o-System oder Jeder-gegen-Jeden oder einer Mischung daraus dann einer herauskommt, der der beste war. Beispielsweise Spanien im Fußball oder Dänemark im Handball.

Im Profiboxen kämpft stattdessen immer nur der Titelverteidiger gegen einen Herausforderer. Der muss gar nicht der beste Nicht-Titelträger sein, Hauptsache die Kasse stimmt.

Ich habe den Verdacht, in der Politik sieht es genauso aus. Die Promoter – also die Chefs der großen Parteien – sprechen sich vorher ab: was gibt am meisten Aufmerksamkeit. Denn darum geht es ja: nur durch die Wahlwerbung merken die Deutschen, dass die Politiker existieren. Programme sind jetzt auch nicht so unterschiedlich.

Beliebt bei den Profiboxern sind Rückkämpfe. Da braucht man sich nix neues ausdenken, da lässt man einfach noch mal die gleichen aufeinandertreffen. Selbst das wird übernommen. Der Kampf des Jahrhunderts: Köhler gegen Schwan geht in die zweite Runde. In der CSU hofft man sogar auf eine Niederlage von Köhler. Dann kann man 2014 das ganze noch mal machen.

Ich weiß nicht, ob jemand mitgekriegt hat, dass es noch einen dritten Kandidaten gibt: den der Linken. Das ist diese Partei, von der noch keiner das Programm herausgefunden hat, außer das sie dagegen sind und dass sie mehr Geld für das und dies und überhaupt ausgeben wollen. Der Herr Sodann ist mega-qualifiziert, er war immerhin Tatort-Kommissar. Ich möchte aber eine Lanze für ihn brechen. Der Herr Sodann hat gesagt, dass er am liebsten den Herrn Ackermann verhaften lassen will. Gut, dafür hat der Bundespräsident gar keine Rechte. Aber: allein die Vorstellung zaubert doch ein Lächeln auf das Gesicht eines jeden Bürgers…

Was Angst macht ist eher die Vorstellung, dass der Ackermann irgendwann wieder rauskommt. Und damit komme ich noch zur BILD-Schlagzeile der letzten Woche:
„Terrorist Klar frei. Morgen könnte er ihr Nachbar sein!“

Was mir dabei auffiel: der BILD-Chefredakteur Diekmann ist noch immer frei. Und der Ackermann auch. Aber: die könnten nicht meine Nachbarn sein, die wohnen in irgendwelchen Villen. Insofern wäre unser ganzes Justiz-System mal unter die Lupe zu nehmen: vielleicht sollten wir dem Christian Klar einfach einen Super-Job besorgen, dann müssten wir uns nicht mehr vor ihm fürchten. Dann wird der nicht unser Nachbar.

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