Auf dem Spielplatz

Es war ein schöner Herbstnachmittag. So ein wunderbarer Herbstnachmittag, wo man einfach mal nichts macht. Da bin ich gut drin. Aber nur solange bis mein Sohn ins Spiel kommt. „Ich will auf den Spielplatz.“ „Ja, äh, hab jetzt keine Zeit.“ „Ich will auf den Spielplatz.“ „Papa ist beschäftigt.“ „Ich will auf den Spielplatz.“

Wir hätten so noch durchhalten können, bis es dunkel geworden wäre. Leider musste sich die geliebte Ehefrau einmischen: „Was machst Du denn?“ „Äh ja, dies und das.“ „Du machst nix, das kannst Du auch auf dem Spielplatz tun.“ Ich mache mir eine geistige Notiz: Ausreden ausdenken für solche Gelegenheiten.

So eine Spielplatz ist eine großartige Sache. Über den ganzen Spielplatz wuseln irgendwelche kleinen Kinder herum. Spätestens nach zwei Minuten hat man die Übersicht verloren. Wenn man Glück hat, findet man sein Kind am Abend wieder. Wenn man Pech hat, ist das schon von alleine nach Hause gegangen, um Fernsehen zu gucken. Am Rande des Spielplatzes sitzen eine Menge Erwachsener und passen auf. Oder versuchen es. Männer lesen. Das heißt: sie gucken in irgendeine Zeitschrift, schauen angestrengt und linsen alle 10 Sekunden über die Kante des Lesematerials, ob sie ihre Kinder nicht doch finden. Dadurch schaffen sie die unglaubliche Lesegeschwindigkeit von einer Seite pro Stunde. Gleichzeitig versuchen sie, sämtliche Viren und Bakterien der Umgebung in sich aufzunehmen. Im Herbst erkennt man Väter an den roten Nasen.

Die Mütter auf dem Spielplatz unterhalten sich wenigstens. Meistens darüber, welches Kind was kann. „Meiner sagt jetzt Bescheid, wenn er in die Windel gemacht hat.“ „Meiner kann schon alleine aufs Klo.“ „Das ist ja gar nix. Meiner bringt seinen Opa immer aufs Klo.“ Manchmal verwechseln sie ihre Kinder. Das kann dann peinlich werden, fällt aber normalerweise nicht auf. Alle Kindern gemeinsam ist übrigens, dass sie ihrer Mutter aufs Wort gehorchen. Wenn ich das Verhalten der jungen potentiellen Straftäter so sehe, dann haben die meisten Mütter nur noch nicht das richtige Wort gefunden, auf das die Kinder gehorchen. Sie wissen nur, dass es irgendwo da draußen existieren muss.

Mütter kriegen nie Viren und Bakterien ab. Vielleicht, weil selbst diese gelangweilt in den Schlaf fallen, wenn sie die Unterhaltungen der Mütter anhören müssen.

Seit einem Jahr hat sich meine Lage wieder verschlechtert. Ich brauche gar keine Zeitschrift mehr, ich habe noch ein Kleinkind dabei. So ein Spielplatz ist ideal für die Beschäftigung. Genauso für die Kleinkinder wie auch für ihre Eltern.

Als Beispiel: Wie sieht der gut sortierte Sandkasten auf einem Spielplatz aus?

Es gibt einfach viel zu spielen für die Kinder:

wohlschmeckende Zigarettenstummel
   
leere Flaschen
Scherben von Flaschen, die einen beschleunigten Weg zum Boden nahmen.
   
Kaugummi zum Reintreten
McDonalds-Reste und sonstige Abfälle
   
Plastiktüten zum Versteckenspielen

Dabei könnte man das ganze in den Griff kriegen. Ich bin ja Anhänger eines ausgeklügelten Pfandsystems. 1 Euro Pfand pro Zigarette, Rückgabe, wenn man den Stummel vorbeibringt. 1 Euro Pfand pro Kaugummi. 1 Euro Pfand bei McDonalds kriegt man nur zurück, wenn man die vollständige Rückgabe des Verpackungsmaterials belegen kann. Warum da noch keiner drauf gekommen ist?

Auch der Weg zum Spielplatz und zurück ist ein Abenteuer für sich. Ich bin ja begeisterter Anhänger von Kindergeschirren. Also das Kind an der Leine führen. Sollte man aber nicht. Auch wenn man in Normalfall 1 Begegnung pro Monat auf dem Weg zum Spielplatz hat: sobald ein Kind mal angeleint ist, dann belebt sich der Bürgersteig mit Frauen jedes Alters, die ihren Missfallen kundtun. Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass das Anleinen von Kindern wohl keine artgerechte Haltung ist. Überfahrenwerden ist für Kinder glaube ich artgerechter.

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