Und so geschah es, dass Thalan mein Herz wog und für zu schwer befand.
Und wie er mein Herz hielt und mich ansah, da fragte die Stimme in meiner Seele.
„Ist es Dir zu schwer zu tragen, dieses Herz, mein Kind?“
Und meine Augen brannten. Und ich hörte mich selbst, wie ich sagte:
„Ja mein Herr. Zu schwer ist mein Herz von all dem, was es in sich aufgesogen hat in der Welt.
Hart ist es geworden, hart und brüchig von den Dingen, derer es sich erwehren musste.
Wut und Trauer haben mein Herz schwarz gemacht, Herr – und ihm jede Wärme genommen.
Einem Felsen gleich liegt es in meinem Körper und raubt mir die Luft zum Atmen.
Auf meine Seele drückt es, wie eine unendlichen Last, die ich nicht mehr tragen will.“ –
Und Thalan der Herr blickte tief in meine Seele. Und ich zitterte.
Dann aber nickte er und sprach: „So wollen wir es leichter machen, Dein Herz,
damit Du es wieder tragen kannst, auf dass nicht Deine Seele erdrückt wird!“
Und wie er so sprach, nahm er mein Herz und legte es auf den Amboss des Rechts.
Und er nahm den Hammer der Wahrheit und zerschlug mein Herz auf dass es zersprang zu schwarzen Scherben.
Und die Zeit stand still.
Dann
aber nahm er die Scherben wieder auf. Vorsichtig, eine jede für sich.
Betrachtete sie, bedachte sie und wog sie in seinen Händen.
In der Geborgenheit seiner Hände aber fügte mein Herz sich wieder zusammen. Neu, empfindsam und leicht.
Und ich weinte.
Visionen des Philorion (Kapitel 3 Vers.17-35)