Jetzt also doch Trump. Was haben uns die Medien nicht gewarnt. Wie waren sie sich alle sicher: so doof ist doch keiner, den zu wählen.
Donald Trump beleidigte Mexikaner, Behinderte, Frauen, Journalisten, Ausländer, Schwule, Lesben, Muslime, Arme, Reiche – kurz und gut, Donald Trump hat bisher fast jedem, der in Amerika wählen kann – und allen anderen auch – billigste Beleidigungen ins Gesicht geschleudert.
Und trotzdem ist er gewählt worden. Wenn ich Hillary Clinton wäre, würde mir das schon zu denken geben.
Wenn ich aber nach Deutschland gucke, dann würde das doch genauso sein. Nehmen wir mal an, Angela Merkel geht kurz vor der nächsten Wahl überraschend in Mutterschutz. Die CDU findet keinen Nachfolger – klar, alle potentiellen Bewerber hat sie in den letzten Jahren gut weggebissen – und stellt einfach einen Wackeldackel hin. Die Überraschung am Wahlabend: Sigmar Gabriel verliert sogar gegen diesen Wackeldackel. Und? Gabriel würde auch keine Konsequenzen draus ziehen.
Ein bisschen wirkt das so wie amokgelaufene Satire. Beispiel: jemand, der sich rühmt, jede Frau haben zu können und ihnen ohne Schaden zu nehmen gegen ihren Willen in den Schritt fassen zu dürfen, beschimpft ein ganzes Volk (die Mexikaner), sie wären Vergewaltiger.
Ich finde Trump aber gar nicht so schlimm. Da hört endlich diese Überlegenheit der Amerikaner anderen gegenüber auf. Trump nähert sich wenigstens den anderen Staaten an. Damit meine ich jetzt nicht die russischen Wahlkampfspenden.
Trump möchte eine Mauer gegen das Ausland bauen. Das würde Nordkorea auch gerne.
Trump möchte Meinungsfreiheit einschränken, so wie das beispielsweise in Russland oder der Türkei ganz gut läuft.
Trump nennt Journalisten, die nicht in seinem Sinne schreiben, Lügner. AfD und Pegida klatschen Beifall.
Trump hält Folter für ein legitimes Mittel der Politik. Das tun viele andere auch, wie Syrien oder die USA. Ach Moment, da kommt er eh her.
Trump will seine politischen Gegner ins Gefängnis sperren lassen. Putin und Erdogan haben sich schon für einen Erfahrungsaustausch angemeldet. Ich bin schon gespannt, wann Obama verhaftet wird, weil er mal Präsident war und auch noch schwarz.
Trump weiß, wie das alles geht. Er hat ja deutsche Vorfahren. Es gilt ja für uns Deutsche: wir exportieren jeden Scheiß. Irgendwann kommt bestimmt raus: Putin hat deutsche Vorfahren. Und Erdogans Vater hat in Kreuzberg eine Dönerbude betrieben.
Schlimm an Trump ist gar nicht, dass er gewählt worden ist. Es glaubt ja keiner, dass er den Großteil seiner Ankündigungen durchsetzt. Das geht auch gar nicht bei den ganzen Widersprüchen.
Obwohl: das haben die meisten auch über Hitler gedacht. Wenn man da mal alte Zeitungsberichte liest, dann steht da auch „Okay, Antisemitismus – aber so schlimm meint er das gar nicht“. Wohlgemerkt: ausländische z.B. amerikanische Medien, nicht deutsche Medien.
Während wir noch über Trump lachen, bemerken wir gar nicht, was wirklich passiert. Alles das, was wir hinter uns dachten, kommt wieder.
Herr Oettinger beispielsweise spricht vor einer kleinen ausgewählten Gruppe von „Schlitzaugen“ statt Chinesen. Als er merkt, dass das nicht gut angekommen ist, rudert er mit den Worten „Ich habe frei von der Leber weg geredet“ zurück. Anders gesagt: er findet das gar nicht so schlimm. Er hat ja nur aus Versehen das gesagt, was er denkt und nicht das, was politisch korrekt ist.
Und was passiert? Nix. Er wird weiter EU-Kommissar bleiben. Demnächst auch Vize-Präsident der EU-Kommission.
Es könnte ja die Pegida freuen: „das wird man doch noch sagen können?“ Ja, man darf.
In Amerika geht es jetzt los. Musliminen wird der Schleier vom Kopf gezogen. Mexikaner werden mit „Wir sollten euch alle vergewaltigen und nach Hause schicken“ auf offener Straße bepöbelt. Asiatischstämmige, die seit über 100 Jahren in Amerika leben, werden mit „Go back to Asia“ angeschrien – von Leuten, deren Vorfahren vielleicht noch nicht so lange in den USA leben. Autos und Häuser von Schwarzen werden besprüht. Kinder dürfen offen „White Power“ und „Build the wall“ skandieren. Homosexuelle werden wieder offen angefeindet. Auf Schultafeln steht „Bye Bye Latinos Hasta La Vista“. Auf Schaufenstern wird „Sieg Heil“ gepinselt, Hakenkreuzfahnen erscheinen auf Dächern. In dem Land, das maßgeblich uns von dem gleichen Schund befreit hat.
Anders gesagt: der Krieg hat jetzt offen begonnen – nur wer wird ihn gewinnen?
Warren Buffett hat es klar ausgesprochen: es gibt einen Zentralen Konflikt in dieser Zeit – „der Klassenkampf natürlich, Reich gegen Arm, und meine Klasse, die Reichen, gewinnt ihn gerade.“
Auf der Straße gehen die Armen und diejenigen, die Angst davor haben, arm zu sein oder zu werden, aufeinander los. Und darüber stehen Trump und Clinton und Buffett und viele andere, Kaviarschnittchen und Riesengarnelen in den Händen, und schauen zu. Die Reichen müssen den Kampf gar nicht kämpfen. Sie lassen einfach die Armen aufeinander losgehen.
Der Krieg zwischen Reich und Arm – nie zeigt sich besser, wer ihn gewonnen hat, als wenn ein menschenverachtender Multi-Milliardär zum Präsidenten gewählt wird.