Es gab da so ein Spiel. Bayern gegen Holland. Bayern hatte keine Lust. Holland hatte keine Lust. Die sportliche und die emotionale Bedeutung war geringer als beim A-Jugendspiel SKV Mörfelden gegen TGS Walldorf. Dennoch wurden mehrere Millionen bezahlt für die Fernsehrechte. Es geht halt nur um bekannte Gesichter. Wenn Michael Ballack spontan sich zum Holländer umoperieren lassen hätte und der Bondscoach ihn dann nominiert hätte, wären die Rechte doppelt so teuer gewesen. Und wenn dann noch rausgekommen wäre, dass Arjan Robben und Philipp Lahm gemeinsam ein uneheliches Kind haben, das vor dem Spiel dann interviewt worden wäre, zu welcher Mannschaft es hält…
Apropos Fernsehen: Ich überlege seit einiger Zeit, ob man die Börse im Ersten nicht gleich mit dem Wetter koppeln könnte, höchst spekulativ ist ja beides. Dann hieße es: Morgen wird ein Hoch über Deutschland kommen, 10 Punkte wird der Dax steigen. Über München ein lokales Tief, BMW -3%. Warum sagen die bei der Börse eigentlich immer, warum etwas gefallen ist – was ja keinen mehr interessiert? Interessanter ist doch: was wird morgen fallen?
Eingefallen ist der Deutschen Bank der Geuro für Griechenland. Hat übrigens nicht der Gackermann, sondern Thomas Mayer, der Chefsvolkswirt der Bank in die Welt hinausgefordert. Dem war das wohl so peinlich, dass er lieber wieder in die Wissenschaft abtaucht statt weiter in der Bank Globalisierung zu spielen. Tendenziell bedeutet der Geuro: Gehälter, Renten etc. würden mit dem weniger wertvollen Geuro bezahlt. Mayer rechnet damit, dass er nur halb so viel Wert sein wird wie der Euro. Schulden gegenüber Banken, Mieten etc. müssen weiter in Euro bezahlt werden.
Früher haben die Banken noch verschämt sich bei den Geldern der Geschäftspartner bedient. Heute ist das nur noch unverschämt.
Ich habe übrigens geIBANt. Das ist das neue Verfahren, wie man Geld möglichst sinnvoll vom eigenen Konto entfernt. Und es war gar nicht so kompliziert. Sagen doch alle Experten: es ist nicht so schwierig, sich 22 stellige Nummern zu merken anstelle von einer 7stelligen Bankleitzahl und einer 10 stelligen Kontonummer (wobei die häufig tatsächlich weniger als 10 Stellen lang waren).
Ich fand das merken nicht so kompliziert. Ich habe die Zahl nämlich abgeschrieben. Das Abschreiben war allerdings kompliziert.
Es ist nämlich schwieriger, eine 22stellige Nummer statt einer 7 und einer 10 stelligen abzuschreiben.
Und wenn man einen Fehler macht, ist man selbst schuld. Die Banken prüfen nicht mehr, ob der Empfänger irgendwie plausibel ist.
Früher haben die Banken immerhin gesagt: nein, die Überweisung ist noch nicht raus, die prüfen wir noch. Dann haben sie das Geld erst mal 2 Tage aufgehalten und die Zinsen kassiert. Heute geht das anders. Die Banken halten nur noch 1 Tag auf und prüfen gar nicht mehr.
Die Comdirekt hat ein neues Geschäftsmodell entwickelt: sie hat einem ihrer Kunden spontan zum Multimillionär gemacht, indem sie ihm zu viel Geld aufs Konto schob. Der hat sich dann auch gleich Geld auf ein Konto bei einer vertrauenswürdigeren Bank überwiesen. Leider hat die Comdirekt dann wieder abgebucht, und bis er das Geld von der anderen Bank zurückgeholt hatte, hatte er dann einen ordentlichen Minusstand. Für den will die Comdirekt dann auch gleich Überziehungszinsen sehen: „Menschen, die über Geld verfügen wollen, dass ihnen nicht gehört, müssen dafür üblicherweise Zinsen bezahlen.“ Absurd: die Comdirekt kann nicht mit Geld umgehen und posaunt das dann auch noch in die Welt hinaus. Wahlspruch: „wir sind zwar gierig, aber von Geld haben wir auch keine Ahnung.“ Aber für die Bank geht es um mehr: das Ganze war vermutlich ein Versuchsballon. Wenn Sie demnächst mal zu viel Geld auf dem Konto haben, bitte aufpassen: lassen sie es liegen, sonst zahlen sie auch eine Menge Zinsen. Sie sind ja nicht systemimmanent.
Systemimmanent sind glaube ich Fußball und der Eurovision Song Contest. Es soll übrigens keiner was gegen die EM in der Ukraine oder gegen den Eurovision Krach Contest in Aserbeidjan sagen. Denn das hat nichts mit Politik zu tun. Es ist ja Sport und Unterhaltung. Da will man so was wie Menschenrechte nicht. Und richtig: ich halte noch immer die Olympiaboykotts von 80 und 84 für falsch. Denn diese Boykotts kamen von denen, die sie eigentlich hätten unnötig machen sollen, den Politikern. Wenn jetzt aber ein Philip Lahm überlegt, dem ukrainischen Präsidenten den Handschlag zu verweigern, wenn die schwedische Gewinnersängerin sich mit Oppositionellen in Aserbaidschan trifft und wenn Anke Engelke mitten im Song Contest die aserbaidschanische Führung kritisiert, dann melden sich die richtigen zu Wort. Sportler, Sänger und Schauspieler haben die Möglichkeit, etwas zu sagen – es ist super, dass sie es auch machen.
Ansonsten herrschte im Mai Krawallstimmung. In Nordrhein-Westfalen gingen die Salafisten und ProNRW aufeinander los. Damit bewiesen die Fundamental-Islamisten auch eine Art von Integration, wenngleich auf niedrigster Ebene. Viel Unterschied zwischen beiden Gruppen konnte nicht festgestellt werden. Eigentlich schade, dass sich die Polizei dazwischen gestellt hat, sonst hätten sich die Probleme von selbst erledigt.
Die Salafisten darf man übrigens nicht mit den Sarazinisten verwechseln, den hemmungslosen Anhängern von Thilo Sarazin. Der möchte übrigens im Gegensatz zur Deutschen Bank gleich den ganzen Euro abschaffen. Seine Euro verdient er wieder in Talkshows. Dabei hat er ein bisschen was von Professor Crey in der Feuerzangenbowle: „Wie ich in meinen Buch…“ Ansonsten kann man nur noch Mitleid mit den Politikern in der Talkrunde haben. Wenn Sarazin trotz merkwürdigster Thesen noch weitaus vernünftiger wirkt als jeder Steinbrück, dann zeigt sich die ganze Wahrheit: Sarazin ist Politiker und Demagoge durch und durch – aber dank Buch und Talkshows weitaus erfolgreicher als der Rest unserer politischen Elite. Und das macht dann wirklich Angst. Ich glaube sogar, Sarazin könnte besser als viele andere die Hintergründe um den Euro darstellen. Leider tut er es nicht, sondern bleibt bei billigen Behauptungen wie „Deutschland macht das nur wegen Holocaust“ und „die Portugiesen und die Griechen wollten den Euro nur, um sich auf unsere Kosten zu bereichern.“ Als Politiker übersieht er dabei gerne, dass der Euro von vielen gar nicht gewollt war – auch nicht von den Griechen und den Portugiesen. Schade – billige Publicity erreicht man durch provokante Thesen, nicht durch die Wahrheit.
In Frankfurt triumphierte die Occupy-Bewegung durch Abwesenheit. Occupy war trotz gegenteiliger Ankündigung größtenteils zuhause geblieben, dafür legte die Polizei dann selbst halb Frankfurt lahm. Wobei mich eh irritierte, warum Occupy gestoppt werden musste. Man müsste mal gegenrechnen, wie viel Schaden die Occupy-Demos veranstalten könnten, und wie viel Schäden verhindert werden würde, wenn die Bänker nur 1,2 Tage von der Arbeit abgehalten werden könnten. Wobei die Rechnung wieder ohne die Globalisierung gemacht wurde: der heutige Bänker kann dank Smartphone überall Schaden anrichten, der braucht sein Hochhaus gar nicht mehr. Der einzige Grund, warum Bänker überhaupt noch zur Arbeit erscheinen müssen: wenn die zuhause bleiben, ist in kurzer Zeit das ganze Frankfurter Rotlichtmilieu pleite.