Deutschland geht vor die Hunde. Nein, ich will jetzt nicht darauf
ansprechen, dass es mehr Hunde als Kinder in Deutschland gibt. Obwohl:
das gehört dazu.
Jeder und sein Schwager arbeitet schwarz, hinterzieht Steuern, belügt und betrügt.
In Hamburg, in Berlin, in Bremen lassen Eltern ihre Kinder alleine,
verhungern sie, verdursten sie; sie quälen sie, sie enthalten ihnen
Liebe und ein Leben vor.
Eine Polizistin wird zur Mittagszeit mitten auf einem freien
Festplatz neben ihrem Streifenwagen mit einem gezieltem Kopfschuss
ermordet – und das ausgerechnet in Heilbronn, einer Stadt, die im
Wettbewerb „langweiligste Stadt Deutschlands“ bisher immer gute
Aussichten hatte.
Wissenschaftler finden heraus: Das Agressionspotential der Jugendlichen ist so hoch wie noch nie.
Das war 1985 nicht so, als sich Atomkraftnutzungsgegner sich mit der Polizei in Wackersdorf prügelten.
Das war im November 1938 nicht so, als Tausende von deutschen
Jugendlichen sich daran beteiligten, die Aggression des arischen Volkes
an den Nicht-Ariern auszutoben.
Das war während der Reformationskriege nicht so, als Hunderte von
Dörfern dem Erdboden gleich gemacht wurden – einschließlich ihrer
Bewohner.
Gut, das war alles nicht nett. Aber es war nie so schlimm wie
heute. Und es ist nicht aggressiv gewesen. Es war dafür zu organisiert.
Die Undankbarkeit ist einfach zu groß. Wir gaben den Ostdeutschen
blutende Landschaften – tschuldigung, blühende Landschaften -, und sie
wollen ihre PDS zurück. Wir geben den Jugendlichen Gameboys, Coca Cola
und zum 18. ein eigenes Auto, und sie danken es uns mit sinnlosen
Besäufnissen, Rap-Musik und Gewaltexzessen. Wir schickten in fremde
Länder Aufbauhilfe in Form von Ottokatalogen und
Eierschalensollbruchstellenerzeuger, und sie überschwemmen zum Dank
unsere Märkte mit billigen Waren.
Und jetzt suchen wir einen Schuldigen. Wo ist das Problem?
Schuld ist: unsere Jugend. Genau. Die sind es. Machen nicht, was man
ihnen sagt. Und die Killerspiele. Das gehört dazu. Und der Alkohol. Und
die Araber. Gerade die, die keinen Alkohol trinken. Und die Rap-Musik.
Lieber doppeltstramm zur Volksmusik marschieren als einfach stramm der
Rap-Musik lauschen.
Diese Thesen werden übrigens am liebsten am Stammtisch verbreitet, nach dem dritten Bier.
Und die Alt-68er haben jetzt auch einen Schrebergarten.
Wir suchen einen Schuldigen und finden nur Opfer. Wie damals im
zweiten Weltkrieg, als einige wenige Nazis – es mögen so 100 oder 200
gewesen sein – ein ganzes Volk dazu gezwungen haben, Grausamkeiten zu
begehen. Nein, sogar mehrere Völker. Die Österreicher waren schon immer
gegen Hitler gewesen. Und die Italiener auch.
Und ich verstehe das.
Die Politiker sind unschuldig. Sie tun doch alles, um den Deutschen
ein geregeltes Leben zu ermöglichen. Das geht nur mit Hilfe der
Lobbyisten und des organisierten Verbrechen. Oder sind das Synonyme?
Das geht vor allem nur mit Druck. Wer arbeitslos ist, ist selbst
schuld! Man darf der Sozialkasse nicht auf Tasche liegen, die schon
längst von den Politikern geklaut wurde.
Mal ein paar Nebenfragen:
Warum werden Auslandseinsätze der Bundeswehr eigentlich von uns
voll bezahlt, während Entwicklungshilfe zu einem Grossteil nicht in
öffentlicher Hand liegt?
Warum zahlen die Krankenkassen im Jahr mehr Geld für Abtreibungen als für künstliche Befruchtungen?
Warum kriegen die Ärmsten im Land immer weniger, der gewöhnliche
Politiker aber immer mehr? Dabei ist doch beiden ihre Tätigkeit gemein,
meint zumindest der Politiker: der eine hockt mit dem Arsch auf
Wohnzimmercouch, statt seine volle Kraft dem deutschen
Wirtschaftswachstum zur Verfügung zu stellen, der andere hockt mit der
vollen Kraft seines Arsches auf der Kabinettsbank und verschläft die
nächste Abstimmung. Und warum drangsalieren die Politiker die
Arbeitslosen? Weil eine Couch gemütlicher ist als die Stühle im
Plenarsaal. Lasst uns Sofas aufstellen. Und Mozarts kleine Nachtmusik
soll täglich während der Sitzungen gespielt werden. Das macht die
Politiker harmloser.
Auch die Wirtschaftsbosse sind unschuldig. Sie sind nur besorgt um uns.
Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als uns zu drangsalieren, unsere
Gehälter zu kürzen oder uns zu entlassen. Das wird von ihnen verlangt.
Wer verlangt das: der Börsenkurs, geheiligt sei sein Name.
Die Presse überschüttet uns täglich mit Schreckensmeldungen. Aber damit
kommen sie doch nur ihrer Pflicht nach, alles wissenswerte uns
kundzutun. Was wissenswert ist, bestimmt die Presse selbst. Oder die
Politik. Der Wert eines Prominenten misst sich an der Anzahl der
Zeilen, die täglich über ihn geschrieben wird. Da muss dann schon
darüber philosophiert werden, dass Popbands mit den Namen billiger
japanischer Absteigen auseinanderbrechen, weil 2 Mitglieder vollkommen
überraschend um ihre staatsbürgerlichen Pflichten gebeten werden. Oder
das ein neuer Virus verdächtigt wird, die Hefepilze im Bier zu spalten.
Alles Killefit: die wahre Macht der Presse zeigt sich an der Börse.
Bin Laden ist aufgetaucht: der Benzinpreis steigt.
Bin Laden ist verschwunden: der Benzinpreis steigt.
Eine Firma macht 10% mehr Gewinn: der Kurs sinkt, das ist den Anlegern zu wenig.
Die Firma entlässt alle ihre Mitarbeiter und ist nur noch virtuell
(und in Form teurer Aufsichtsrats- und Vorstandsmitglieder) vorhanden:
der Kurs steigt.
Eine Firma tötet 10000 Mitarbeiter mit Hilfe von Giftgas: der Kurs steigt.
Und Millionen Deutscher warten immer mit Angst und Spannung auf
die Börsennachrichten, um zu erfahren, ob die eine von ihnen besessene
Aktie heute gewonnen oder verloren hat. Aber keine Panik! Der DAX ist
bisher immer gestiegen. Es sind zwar nicht mehr die gleichen Werte drin
wie zu Anfang, aber das sagt nix. Vertraut dem DAX! Oder doch nicht:
habt Angst um ihn, denn er bestimmt euer Leben.
Und sonst: traut keinem mehr! Nicht dem Ausländer, nicht dem
Popstar, nicht dem Politiker, nicht eurem Nachbarn! Und eurer Familie
erst recht nicht. Familiendramas sind der Presse heilig. So heilig,
dass sie alle 6 Monate neu kommen. Und wenn es sie nicht gibt, werden
sie einfach mal erfunden. Der Reporter der Bildzeitung liegt bei jedem
Mord hinter dem Sessel versteckt mit gezücktem Bleistift bereit.
Hoffentlich ist es ein breiter Sessel, damit die ganzen anderen
Boulevardjournalisten von Print, Funk und Fernsehen auch Platz haben.
Man versucht uns die Welt zu erklären, die man uns geschaffen
hat. Eine Welt mit Schwarz und Weiß. Oder besser: mit ein bisschen Weiß
in viel Schwarz. Eine Welt der Verkürzungen. Über 100 Worte ist eine
Meldung keine Meldung mehr, sondern eine Qual. Die Botschaft muss
verkürzt werden, bis sie in die 100 Worte reinpasst. Der Rest ist
Füllsel und wird eh nicht gelesen. Deswegen: Die Welt ist schlecht.
Überall sind Gegner: Gegner unserer Lebenseinstellung – Terroristen,
Punks, Atomgegner, Globalisierungsgegner…
Und da wollen wir mal aufräumen:
Es gibt keine Atomgegner. Die sogenannten Atomgegner haben nichts
gegen Atome. Sie versuchen sogar, viele aus Atomen bestehende
Zusammenhänge – kurz: Tiere und Pflanzen – davor zu beschützen, dass
Menschen Kräfte ausnutzen, die sie nicht verstehen, um damit im
Endeffekt Fernseher im Standby-Betrieb und elektrische Schaumschläger
für den Cappucino zwischendurch zu betreiben.
Es gibt keine Globalisierungsgegner. Halt: das stimmt nicht.
Natürlich sind einige gegen Globalisierung. Es sind nur nicht die, die
man immer als Globalisierungsgegner beschimpft. Diese wollen nämlich
eine andere Globalisierung – eine Globalisierung von Mensch zu Mensch,
nicht von Coca-Cola zu McDonalds.
Und selbst der Russe hat nichts gegen uns. Zumindest die meisten. Die haben nämlich genauso Angst wie wir.
Und auch mein Nachbar ist unschuldig. Er ist nur um uns besorgt, wenn er uns erklärt:
“Maulwürfe im Garten – also WIR hatten das noch nie, bis sie hier hinzogen“
„Ein Rohrbruch – UNS ist das noch nie passiert.“
„Kinder, die erst um Mitternacht nach Hause kommen – bei unseren kam das nie vor.“
Auch die Kirche ist unschuldig. Die Kirche war schon immer
unschuldig. Und sie ist beschäftigt: ihr laufen die Menschen weg. Dabei
will die Kirche doch Stütze sein. Doch selbst die Leute, die von Stütze
leben, kommen nicht. Ich hab das mit dem Weglaufen ja immer für so eine
Worthülse gehalten. Mir ist nämlich noch nie einer begegnet, der gerade
von der Kirche wegrannte. Letzten Oktober war es dann soweit. Da kamen
Dutzende am Sonntag an mir vorbeigerannt. Da dachte ich, es wäre
soweit. Das waren die letzten Gläubigen. Waren sie aber nicht. Das war
nur der Frankfurt-Marathon.
Wir denkenden Deutschen müssen jetzt langsam Gasgeben. Gas geben war
schon immer eine urdeutsche Idee. Apropos Idee: wer hat den eine?
Schäuble hat sie: uns hilft nur noch eine Totalüberwachung. Sie
darf nur nicht Stasi heissen. Eine Totalüberwachung bedeutet: keine
Gewalt mehr! Keine Verbrechen mehr! Keine Freiheit… stopp, genau die
verteidigt er doch. Vielleicht könnten wir einen Schritt weitergehen:
allen bösen Menschen werden die Beine amputiert. Oder vielleicht
einfach die Sehnen da unten durchgeschnitten, das sieht besser aus.
Begehen sie mal im Rollstuhl einen Banküberfall.
Wir müssen zynischer werden. Wir müssen zurückschlagen. Aber so, dass
uns die Überwachungskameras nicht treffen. Ich mach das jetzt.
Meinem Nachbarn erkläre ich: „Also, WIR hatten noch nie Lungenkrebs.“ Da ist dann Funkstille.
Wir müssen härter werden. Öffentliche Verbrennungen von
Zeitungen. Hin und wieder mal einen Politiker aufhängen. Das ist
gelebte Basisdemokratie. Hin und wieder einen Wirtschaftsführer
kreuzigen. Lasst uns die Aktion „Hängt Herrn…“ gründen! Halt, stopp,
das darf man alles nicht. Das ist auch nicht nett. Und nicht
christlich: wenn man jemanden verbrennt oder kreuzigt, muss die Kirche
dahinterstehen, sonst ist das einfach nicht christlich. Ich nehme
deswegen die Forderung zurück und behaupte das Gegenteil. Ich gründe
die Aktion „Küsst Herrn Ackermann“. Genau: jeder, der ihn sieht, soll
ihn einfach küssen. Auf die Wange. Und wenn er ein wahrer
Christenmensch ist, dann wird er auch die andere hinhalten.
Und dann stellen Sie sich mal vor, wie er nach 1000 Küssen aussieht.
Aber vielleicht gehe ich auch ganz anders vor. Ich bau mir mein eigenes
Paradies. Ein Ort mit Anmut. Ein Ort, wo das Lachen erklingt. Wo sich
Menschen gegenseitig Gutes tun, wo es stetig vorankommt. Wo keiner
allein ist. Wenn einem die Stärke fehlt, kommt die Retterin genaht. Wo
es Zeiten der Stille gibt und Zeiten des Singens. Wo der Gast noch
willkommen ist. Wo das Leben plötzlich wieder einen Sinn ergibt.
Und wenn Esser, Westerwelle, Diekmann , Profalla, Ackermann,
Schäuble, Mehdorn, Stoiber, Obermann , Merkel, Beck mitmachen wollen,
dann können Sie das gerne tun. Ansonsten gilt für sie das Zitat vom
Götz.
Das ist jetzt nur ein Angebot von mir. Das gilt aber bis in die Ewigkeit. Ist doch ein schöner
Schluß