Gestern habe ich gelesen, dass eine Frau in Emmerich ihren Vater
beziehungsweise dessen Leiche drei Jahre lang in einer Biotonne
versteckte. Im ersten Moment macht einen das stutzig. Emmerich – liegt
das eigentlich in Deutschland? Hierzulande hätte man das ja nicht für
möglich gehalten. Liegt aber wirklich hier. Auch in zweiter Linie war
ich verblüfft. Da steckt die ihren Vater in den Mülleimer, denkt aber
immerhin daran, die Biotonne zu benutzen. Wahrscheinlich eine
Grünenwählerin. Oder auch nicht: was hat sie in den drei Jahren mit
ihrem Biomüll gemacht? In die graue Tonne gesteckt? Heimlich bei den
Nachbarn eingeworfen?
Das ist aber nicht alles: das muss doch gestunken haben. Die
meisten Leute stinken nach ihrem Ableben. Einige auch schon vorher. Die
Frau muss entweder sehr einsam gewohnt oder naslich vorbelastete
Nachbarn haben. Sehr merkwürdig.
Merkwürdig auch das Verhalten der Behörden: sie haben die Frau
wegen Betruges und des Verstosses gegen das Bestattungsgesetz
angeklagt. Das ist klar: Betrug, weil sie weiter die Rente des Vaters
kassiert hat, und Bestattungsgesetz, weil es in Deutschland gesetzlich
geregelt ist, dass Bestattungsunternehmer sich am Tode ihre Mitmenschen
eine goldene Nase verdienen dürfen. Was mich vielmehr irritiert: der
Verstoss gegen die Müllverordnung bleibt ungesühnt. Oder macht sie sich
erst strafbar, wenn sie die Mülltonne mit dem Vater der Müllabfuhr
übergibt? Vielleicht wurde dieses Detail auch ausgespart. Oder hat die
Presse sich die Geschichte etwas zurecht gebogen?
Ich weiss da gar nicht, was ich glauben soll: ist die Geschichte wahr oder nur Medientauglich?
Besonders, weil am nächsten Tag eine Nachfolgemeldung kam, die
nicht als Nachfolge- sondern eigenständige Meldung präsentiert wurde:
in Australien soll es einen Friedhof geben, auf den die Leute ohne Sarg
aufrechtstehend beerdigt werden. Wie funktioniert das? Die meisten
alten Leute stehen eh schon schlecht, nach ihrem Tod sollen sie dann
auch nur einen Stehplatz kriegen? Vielleicht sind die Meldungen im
allgemeinen Sparwahn zu sehen: Hauptsache, günstig. Gut, die meisten
Religionen gehen eh davon aus, dass man im Nachleben nicht mehr soviel
Verwendung für den Körper hat. Gerade bei den Christen ist der Körper
ja eher ein Gebrauchsgegenstand. Da ist die Mülltonnenbeerdigung dann
gar nicht so falsch. Wenn man dem Körper vorher die nicht
kompostierbaren Dinge entzieht, wie z.B. Goldzähne oder Teer aus der
Lunge, den man noch im Strassenbau einsetzen kann…
Für mich bleibt aber noch die Frage: kann das den wahr sein?
Ich kenne weder die Frau noch war ich in Australien. Da kann mir die
Zeitung ja alles erzählen. Ich habe schon Schwierigkeiten mit den
alltäglichen Meldungen. Hinter Wallmart soll ja Scientology stecken.
Lidl soll seine Angestellten schlecht behandeln. Beide Firmen
dementieren. Wem soll ich jetzt glauben? Der Presse oder der der
jeweiligen Firma. Vielleicht doch lieber der Presse. Das ist einfacher.
Vielleicht gibt es bei Wallmart auch demnächst günstige Pappsärge. Oder
bei Lidl. Oder Aldi. Aber Vorsicht: bei Sonderangeboten muss man
schnell zugreifen, die sind meistens noch am selben Tag weg. Also
lieber vorsorgen und zwei Tage vorher der Oma Strichnin geben. Wenn man
den Sarg erst kauft und dann jemand stirbt, macht man sich verdächtig.
Früher war die Sache einfacher: da gab es einen Toten, einen
Sarg und eine Beerdigung. Das gehörte zusammen. Heute wird es alles
schwieriger.
Meine heutige Geschichte endet also mit mehreren Fragen, die
ich auf meinen Zettel mit den ungelösten Problemen schreiben werde.
Mittlerweile sind es schon einige Zettel.
Da stehen dann Dinge drauf wie „Warum parken auf Behindertenparkplätze
nur Nicht-Behinderte.“ Gestern sahen mein Sohn und ich einen
Telekominstallationswagen, der auf einen Behindertenparkplatz fuhr. Ich
blieb mal stehen. Als der Telekomiker ausstieg, sagte ich zu meinem
Sohn „Guck mal, das ist ein Behindertenparkplatz. Da dürfen nur Leute
parken, die behindert sind.“ Dann guckten wir in Richtung des
Parkenden. Der fragte: „Was gucken sie?“ Ich zu meinem Sohn: „Also:
stumm und taub ist er schon mal nicht.“ Der Leitungsinspektor drauf:
„Wie? Was?“ Ich: „Hören kann er auch.“ Der Mann kam auf uns zu. „Gehen
ist auch in Ordnung.“ Der Telekomunist: „Was erlauben sie sich?“ Ich
entgegnete: „Na ja, das ist ein Behindertenparkplatz. Und wir überlegen
gerade, welche Behinderung sie haben. Mein Sohn muss ja was lernen,
verstehen sie?“ Er verstand nicht und entgegnete, dass es eine
Frechheit sei, er wolle nur eben ein Stückchen beim Bäcker erwerben,
und es sei ja noch genug Platz frei. Das wiederum stimmte. Ich frage
mich allerdings noch immer, wie ein Rollstuhlfahrer aus einer normalen
Parklücke rauskommen soll. Ich stimmte ihm zu: „Gut, dann ist das ja
erlaubt. Das ist eine sogenannte sozialverhaltensbedingte Behinderung.
Sie sollten sich dafür dennoch einen Behindertenausweis besorgen.“
In solchen Momenten ist es immer gut, einen kleinen Jungen auf
dem Arm zu haben. Sonst hätte ich mir eine Ohrfeige eingefangen. Und
das ist heutzutage strengstens verboten, auch Frauen und Kindern
gegenüber. Eigentlich schade. Schon Kästner schrieb, dass eine tüchtige
Ohrfeige auch vor der Ehe nicht ungehörlich ist, sondern der nur gut
tun kann. Darf man aber nicht mehr. Dafür gibt es andere Mittel. Ich
habe z.B. ein paar Folgen Lindenstraße auf Video aufgenommen. Wenn
meine Frau frech ist, muss sie die gucken. Das wirkt.
Wo war ich eigentlich stehen geblieben? Ach ja, der Zettel mit
den Fragen. Sollte ich einmal sterben – und ich rechne fest damit, es
ist quasi ein Lebensziel – werde ich Gott mal um eine Gesamtlösung für
die Welt bitten. Gibt es bei Computerspielen auch. So wie ich ihn
kenne, wird er einen Lachanfall bekommen, mir die Hand auf die Schulter
legen, und dann stossen wir mit Landbier an.
Prost.