PETA verlangt, dass in Karussellen keine Tiere mehr abgebildet werden. Ich habe jetzt mehrfach Kommentare gelesen „Das ist Quatsch!“ Und ich bin der Meinung: das ist kein Quatsch und finde es eigentlich schlimm, es als Quatsch zu bezeichnen. Warum?
Die Ideologie bei PETAnern beinhaltet, dass man Tiere nicht als Reittiere halten soll. Darauf basierend ist die Forderung dann tatsächlich logisch – tatsächlich vermittelt man ein Bild, wenn man Tiere in einem Karussell als reitbar darstellt.
Und wer glaubt, dass das nicht so ist: wie wäre es denn eigentlich, wenn wir da einen dunkelhäutigen Mitbewohner darstellen, auf den die Kinder reiten können? Unangenehmes Bild, oder? (Hoffe ich zumindest – sollte jemand das nicht unangenehm finden, sollte er mein Zeug nicht weiterlesen)
Es stellt sich natürlich inhaltlich die Frage, ob die Reihenfolge des Vorgehens richtig ist und so – aber
1. es ist aus der Ideologie der Fordernden ableitbar und nicht unsinnig
2. widerspricht keinen Fakten, nur Wertevorstellungen
3. es ist auch nicht erkennbar amoralisch
Bleiben wir bei der Ideologie: Ideologie ist schlimm, oder?
Tatsächlich fußt die Bewertung „Quatsch“ aber auf einer anderen, weitaus verbreiteteren Ideologie, die das Halten von Reittieren für in Ordnung hält. Die ist sogar so verbreitet, dass die meisten gar nicht bemerken, dass es sich auch um eine Ideologie handelt. Was auch nicht schlimm ist. Wichtig ist nur die Erkenntnis: das ist auch Ideologie.
Zurück zum Quatsch: es wäre vollkommen okay und ausreichend zu sagen: „Ich halte Tiere in Karussells für in Ordnung.“ Vielleicht noch besser: „Ich halte Tiere in Karussells für in Ordnung, denn ich halte auch Reiten für in Ordnung.“
„Quatsch“ ist natürlich eine weitaus härtere Form, seine Meinung auszudrücken – aber auch eine gute Form, um auszudrücken, dass man vor seiner Meinung das Nachdenken unterlassen hat.
Das heißt nicht, dass wir sämtlichen Forderungen von Minderheiten gleich nachkommen sollten. Aber wir sollten versuchen, sie ernst zu nehmen.
P.S.: Ich halte Tiere in Karussells für in Ordnung, denn ich halte auch Reiten für in Ordnung.
P.P.S.: Ja, ich weiß: Ideologie ist leider mehrdeutig und spätestens seit Karl Marx negativ besetzt. Ich möchte gerne beim Wissensoziologischen Ansatz bleiben und nicht bei politischer Kampfagitation, wo es eigentlich darum geht, das gegnerische Handeln als Ideologie zu verschreien, während man über die eigene Ideologie die eigene Herrschaft zementieren will.