Bei allen Rassismus-, Gender-, Homophobie-, Alters- etc.-Debatten fällt mir immer wieder auf:
Ich bin momentan sehr glücklich über die Kindheit, die mir meine Eltern ermöglicht haben.
Und über die Blase, in der ich lebe.
Ich bin in der Überzeugung aufgewachsen, dass es keinen Unterschied zwischen der Wertigkeit von Menschen gibt oder geben sollte.
(Das ist übrigens um so bemerkenswerter, als die Familie meiner Eltern jeweils nicht ganz frei von Rassismus war. Nichts dramatisches, aber mindestens unterschwellig gab es da mindestens so Äußerungen wie „Rockmusik: das sind doch die Neger, die mit den Köpfen wackeln“…)
Ich habe im Studium und im Job Vietnamesen, Tschechen, Kroaten, Slowaken, Indonesier, Kongolesen, Türken, Perser, Engländer, Polen, Amerikaner, Russen, Ukrainer, Weißrussen, Chinesen, Waliser, Taiwanesen, Rheinländer, Bayern etc. kennengerlernt (sorry für alle, die ich jetzt nicht aufgezählt habe – man verliert die Übersicht). Von einigen weiß ich gar nicht, wo die herkommen.
Ich habe mit Leuten zusammengearbeitet, die gerade als Azubi anfingen oder als Rentner nochmal in Teilzeit zurückkamen. Ich hatte in meinem Leben mit frischgeschlüpften Babys zu tun und mit 101jährigen, fast blinden und tauben Damen.
Bei vielen meiner Kollegen und Bekannten weiß ich nicht, welcher Religion sie angehören, ob sie hetero oder homo sind (oder wechseln oder bi oder…) oder ob sie Helene Fischer hören (das wiederum könnte ich schon beinahe für verwerflich halten).
Wenn mir einer das erzählt, ist okay, wenn nicht, ist es auch okay.
Und es ist überhaupt kein Problem, mit ihnen zu arbeiten. Es macht sogar Spaß.
(Wenn ich richtig drüber nachgucke, habe ich nur mit wenig Leuten wirklich Probleme gehabt – die waren aber soviel ich weiss Deutsche. Ist aber eine Sache der Statistik.)
Ich habe auch viel Spaß mit Behinderten gehabt – ob es im Altenheim war (als Aushilfe) oder in der Frühförderung (als teilnehmender Vater).
Wenn man es genauer betrachtet, unterscheiden sich Menschen nur im Grad ihrer Behinderung. Für mich zählt schon leichte Kurzsichtigkeit oder mangelnde 3D-Sicht dazu. Ein paar wenige Leute haben halt körperlich und geistig gar keine Nachteile. Die sind aber in der Minderzahl. Eigentlich ist das auch so ein Handicap, da kann man über gar nichts jammern.
Ich konnte ein Studium machen und wissenschaftliches Arbeiten lernen. Wobei ich bin kein Wissenschaftler bin. (Ich auch nie wissenschaftlich gearbeitet und wäre da auch nicht gut drin.) Aber ich kenne die Grundzüge und ich kann deswegen einordnen, wie wissenschaftliche Arbeiten funktionieren sollte. (Klappt auch nicht immer.) Und weiß auch daher: es macht überhaupt kein Sinn zu vermuten, dass manche Leute eine höhere Wertigkeit haben sollten.
Mein Ziel ist es, allen Menschen erstmal mit einem gewissen Respekt entgegenzutreten – auch schon, wenn sie Babys sind.