„Es gibt keinen Rassismus gegen Weiße.“
Ich glaube, dass die Aussage zu verkopft ist.
Fakt ist: wenn Du von jemanden als „Aleman“ heruntergewürdigt wirst, kann es dich treffen. Und wenn Du dann hörst „das ist kein Rassismus“, dann ist das vielleicht richtig, vielleicht auch nur von der jeweiligen Definition von Rassismus abhängig – aber es hilft dir an der Stelle nicht weiter und sorgt auch nicht dafür, dass Du mehr bereit dazu bist, gegen strukturellen Rassismus zu kämpfen.
Tatsächlich ist es kognitiv schwierig: das eigene Erleben ist, dass ich ja nie systematischen Rassismus an der eigenen Person erlebt habe, höchstens wie er andere betraf (wie Racial Profiling, wenn ich zufällig mit dabei war). Dafür habe ich schon als Schüler hin und wieder abwertende Äußerungen von Nicht-Bio-Deutschen abbekommen, die ich subjektiv durchaus als rassistisch einschätze. Das ist natürlich das, was auf mich viel mehr Impact hat, weil es mich selbst betraf.
Logisch kann ich jetzt durchblicken, dass das sehr harmlos ist gegenüber dem, was anderen Menschen erleiden. Wenn ich jetzt aber gesagt kriege: „Nee, das ist aber kein Rassismus.“, dann wertet es ja mein Erleben ab.
Anders gesagt: ich glaube nicht, dass es in einer normalen Diskussion weiterbringt, wenn man das Erleben eines anderen herausdefiniert. Anders wäre es in einer wissenschaftlichen Arbeit – dort müsste man genau definieren, was Rassismus im Zusammenhang mit der Arbeit bedeutet.